Dies ist eine alte Version des Dokuments!
Inhaltsverzeichnis
Leitfaden und Einblicke in die Arbeit des DoPs bei der szenischen Studioproduktion Film im SS25
1 Kreativ-künstlerische Aufgaben
- Intensive Auseinandersetzung mit Licht- und Bildgestaltung
- Frühzeitiger Austausch mit Regie bereits im Vorsemester
- Notizformate, die einem helfen können, kreative Vision zu entwickeln und zu vermitteln: * Storyboard
- Floorplan (z.B. mit Shotdesigner)
- Moodboard für Farbkonzept, Lichtkonzept
- Previs
- Vorabdrehs
- Shotlist
1.1 Vorabdrehs
Vorabdrehs zum Test, Prüfen, Analysieren von:
- Dramaturgie, Pacing, Immersion
- Blocking, Staging
- Komposition, Cadrage ↔ Decadrage
- Blickachsen, Kameraachsen
- Blickführung
- Linsenauswahl, “Look”, Tiefenschärfe
Planen → Drehen → Schneiden → Analysieren → Testpublikum → Änderungen Planen Auf das wichtigste herunterbrechen, kurze und lange Versionen testen (auch vor Testpublikum) Vorabdrehs unterstützen auch die Teambegeisterung für das Projekt + Vision wird allen klarer
1.2 Licht-Maske-Test
- neuralgischer Punkt zwischen allen Departments kurz vor Dreh
- Ziel: Ästhetisches Konzept überprüfen, Varianten testen
- Faktoren, die man variieren sollte:
- Maske → weniger, mittel, vermeintlich zu viel
- Kostüm → vor verschiedenen Hintergründen des Sets testen
- Lichtlevel, Lichtfarben, Lichthärte, Haze-Level, Lichteffekte
- Linsenauswahl
- Filterauswahl
- Verschiedene Kameraeinstellungen
- wichtig: richtige Beschriftung auf Filmklappe, gut geordnete Abfolge mit Disposition
- Lernziele des Tests davor klar festlegen → was soll herausgefunden werden
- Richtig auswerten → komplette Post-Pipeline anwenden
1.3 Visuelle Recherche und Referenzen
- Bereits im Vorsemester Beginn der Referenz-Recherche
- shotdeck.com große Empfehlung! Tausende filmstills, perfekt filterbar (übrigens kostenlose Testphase die man mit mehreren Emailadressen übergehen kann)
- Filme als Referenzen: auch möglich zusammen als Team im HdM-Kino zu schauen
- Werbespots → Vision schärfen, Genre klarmachen
- Sonstige Referenzen, alles mögliche zusammentragen
- Team mit einbinden → Vision immer so gut wie möglich mit allen teilen und begeistern
2 Führungstätigkeiten
- sehr wichtiger Teil als DoP → Kommunikation mit allen Departments
Ziel: Aufgaben abgeben um Zeit und Raum für kreative Entscheidungen zu bekommen größere Aufgaben innerhalb der Departments koordinieren Departmentübergreifende Aufgaben koordinieren (z.B. Setdesign + Licht, Dolly + Kamera)
Beziehung zu Regie:
- Enge und offene Kommunikation, direkter Draht wichtig
- gemeinsame Auflösungsanalyse
- Schauspielproben → Staging erkennen und Blocking zusammen entwickeln
- Visionen einander verstehen → Vorabdrehs helfen!!
- Generell helfen Vorabdrehs auch sehr, um Umgang miteinander während Drehzeit zu finden (Typsache, wie viel mischt man einander ins Department)
Übrigens: Besonders effektiv erwiesen sich sogenannte Dreieckskonferenzen, in denen die Regie, der DoP und jeweils ein weiteres Department gemeinsam zentrale Entscheidungen treffen. Einige Beispiele: Welche Farbe wollen wir im Set → Regie, Kamera und Setdesign entscheiden Welches Licht wollen wir im Kühlschrank → Regie, Kamera und Licht entscheiden Wie viele Shots und in welcher Reihenfolge? → Regie, Kamera und Produktion Welches Colorgrading in dieser Szene? → Regie, Kamera, Colorist Wie groß soll das VFX Plakat werden → Regie, Kamera, VFX-Supervisor
Beziehung zu Kameraassistenzen:
- Ziel: Möglichst viel Kameratechnik abzugeben, um sich auf Bildgestaltung konzentrieren zu können.
- Möglichst viele Kameratests → stärkt Vertrauen in eigene Arbeit, Teamgedanke, und Übung mit Equipment und technische Erkenntnisse; z.B.
- Codectests: Welcher Codec eignet sich für unsere Projekt → Datenmenge, Qualität
- Rauschtests: Welche Einstellungen an der Kamera eignen sich am besten? z.B. wie effektiv ist 1 Stop Überbelichten?, wie effektiv ISO400
(Tipp ISO400 ist ein sehr angenehmer Arbeitsweg für lowkey Studioarbeiten..)
- Welche Linsen? CP3er, Sony Cinealta? Externe Linsen? Unterschiede, Kompatibilitäten prüfen
- Welche Kamera? Meistens Arri Mini LF, Arri Amira aber z.B. auch Sigma-FP bei engen Kamerafahrten
- Welche Matching-Probleme oder Mounting-Probleme gehen damit einher?
- Bei Matching SigmaFP zu Arri MiniLF: Entwicklung eigener Color-Space
- Filtertests: BPM Filter, welche Stärken, BlackMagic, welche Effekte, evtl. basteln eigener Filter
- Rentals haben eine riesige Filterauswahl, die man günstig/kostenfrei extern anmieten kann; es ist durchaus ratsam, mal alle möglichen Filter und deren Effekte gesehen zu haben
- Fokus-Übungen
- Spezielle Kamerafahrten (Übungen zusammen mit DoP und Dolly-Grip)
- Licht-Maske-Test → mit allen Departments
2 Personen sind ideal, dann können diese auch teilweise eigenständig Tests ausführen → deutlich mehr Zeit für DoP
Klassische AC-Aufgaben am StuPro-Set:
1. AC:
- Funkschärfe bedienen
- Linsenwechsel, Filterwechsel, Zubehörwechsel
- Überwachung Kameraeinstellungen
- Schulterrig zwischen den Takes abnehmen ect.
2. AC:
- optional: Filmklappe beschriften und schlagen
- Linsenwechsel anreichen
- Magliner/Material haushalten
- Akkuwechsel alle Kamerageräte
- Speicherkarten tauschen & Datensicherung (zusammen mit DIT)
- Stativ vorbereiten, zusammen mit Grip Dolly-Rigs vorbereiten
Tipp: 2.AC könnte auch eine Doppelrolle besetzen. z.B. 2.AC + Dolly Grip
Beziehung zu DIT
- Diskussionen über Codecs, Prognose zum Datenverbrauch, Sensormodi und Zielformate
- Arri Data calculator: ttps:tools.arri.com/fileadmin/adapps/afdc/index.html * Replays während der Produktion, rudimentäres Live-Grading * Qualitätsüberwachung während dem Set: * Fokus checken, Ghostings, Sonstige Bildfehler –> das immer klar einfordern, was gewünscht ist === Beziehung zu Grip === * Dollytests und Einweisungen zusammen * Koordination beim Track + Pan üben * Entwicklung kreativer Fahrten * Kranfahrten mit Panther SuperJib * Spezielle Rigs: z.B. Sigma-FP an 3m langer Aluschiene und 3d-gedrucketen Verbindungsstellen an Dolly * Top-Shot-Rigs mit Offsetarmen === Beziehung zu Set-Design === * Frühe Kooperation mit Set-Design * Entwicklung des Sets → wo stehen Wände, Anordnung der Möbel, Achsen festlegen * Drehbare Elemente * Farbkonzept * zusammen mit Regie viele ästhetische Entscheidungen treffen * Enge Abstimmung zu Maßen, Materialien und Timings auch mit anderen Departments (z.B. Licht) * z.B. Leuchtender LED-Kühlschrank === Beziehung zu Produktion === * Produzent als kreativer Sparringspartner * Austausch über Stand und Bedürfnisse der Department * Einholen der zeitlichen und fininanziellen Rahmen * Drehplanentwicklung gemeinsam mit Regie und Regieassistenz * ständige Beratung mit Set-AL zur Effizienssteigerung am Drehtag, zb. durch verschieben oder Streichen von Einstellungen === Beziehung zu Professor und Betreuern === * Laufendes Feedback durch betreuenden Professor * Intensive Besprechungen der Auflösung der Vorabdrehs * “Schneidetischgespräche”, sehr zu empfehlen!) * Verlässlicher technischer Support durch Mitarbeitende * gut absprechen bei Tests * gemeinsam Riggin-Lösungen entwickeln * Equipmenteinweisungen und Studioeinweisungen === Beziehung zu Rentals === * Super für Linsen * Vor Ort testen und ausprobieren → Auch wertvolle Erfahrung mal in Verleih gewesen zu sein * Tipp: Licam in Stuttgart * Tipp: besser versichert mieten als über externe Versicherung → meist günstiger === Fazit und Empfehlungen === Die Arbeit als DoP in einer studentischen Studioproduktion ist vielseitig. Neben der kreativen Gestaltung sind insbesondere die zwischenmenschlichen und organisatorischen Aufgaben wichtig. Wer Lust hat, Verantwortung zu übernehmen, klare Kommunikation zu pflegen und sich auf iterative Prozesse einzulassen, kann aus dieser Rolle enorm viel lernen. Tipps an zukünftige DoPs: Startet früh, testet viel, tauscht euch regelmäßig mit allen Departments aus. Habt keine Angst, Verantwortung zu delegieren. Man kann sich nicht in alles einarbeiten. Das ist nicht nur sehr effizient, sondern fördert auch weiter das Teamgefühl. Keine Angst vor anderen Meinungen → Gerne Team in kreative Entscheidungen einbeziehen ABER: Nicht nur von anderen Meinungen hin- und herschaukeln lassen. Eigenen Stil finden und den auch durchziehen. Kreativer Input ist super, bis es stressig und chaotisch wird. Am Ende muss man manche Sachen als Bildgestalter einfach im kleinen Kreis entscheiden. * eine “falsche” Entscheidung ist besser als 10 mal hin und her Und seid stets optimistisch und positiv, auch wenn mal eine Deadline nicht funktioniert. Der/Die DoP sollte Stress vor seinem Team abschirmen und nicht weitergeben. Eine gute Stimmung innerhalb des Teams ist letztendlich fast das Wichtigste: Denn wir alle wollen lernen und dabei Spaß haben und uns wohl fühlen. Auch Teamevents können dabei helfen.