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Live Fernsehproduktion

Lehrziel

In der Lehrveranstaltung Studioproduktion Fernsehen realisieren die Studierenden unter professionellen Bedingungen selbstständig eine Live-TV-Sendung. Dabei lernen sie alle inhaltlich/redaktionellen,
gestalterischen und technischen Aufgaben einer Fernsehproduktion kennen und in Teamarbeit zu lösen.
Den Studierenden steht eine in der Hochschullandschaft einmalige professionelle technische Infrastruktur
zur Verfügung. Aktuell werden die Fernsehsendungen in High Definition produziert und live gestreamt.

Show- und Effektlicht sowie moderne Kamera- und Beschallungstechnik im Studio, HD Mess- und Bildtechnik,
Bildmischer mit 2 M/E, Slow Motion, Live-Grafik, serverbasierte Aufzeichung in der Regie und mehrkanalige
Tonproduktion in der Tonregie ermöglichen den Studierenden unter sehr realen und aktuellen technischen
Voraussetzungen Live Fernsehproduktion zu erlernen. Begleitend dazu werden die Studierenden mit zahlreichen
praktischen Übungen und Workshops an die verschiedenen technischen Aufgaben schrittweise herangeführt.

Zusätzlich zum gut ausgerüsteten Studio, stellen Firmen der Broadcastindustrie (Sony, GVG, Arri, Lawo, EVS,
Lightpower, ICT, Vizrt …) den Studierenden oft hochmodernes und aktuellstes Equipment zu Verfügung.
Einigen studentischen Produktionsgruppen ist es gelungen, Ihre Sendung bis zur ARD-Ausstrahlung zu bringen.

Lichtdesign bei Live Fernsehproduktionen


Prinzipielle Produktionsstruktur

Die prinzipielle Struktur einer Live Fernsehproduktion besteht darin, die am Ort des Geschehens erzeugten Kamera- und Tonsignale in Echtzeit unmittelbar in einem Master Control Room (Studiokomplex, Hub oder Übertragungswagen) zu bearbeiten, aufzuzeichnen und zu übertragen. Bei Sendeanstalten zum Beispiel wird das Programmsignal an eine Sendezentrale weitergeleitet, um es unmittelbar in das Hörfunk- oder Fernsehprogramm einzubinden. Eine solche Live Produktion erfolgt im Studio oder on location wie Sportstadien oder Mehrzweckhallen. Bei einer sogenannten Schalte oder Live-Schalte wird ein Reporter in ein Sendestudio live zugeschaltet, der dann vom Ort des Geschehens berichtet. Insbesondere in Nachrichtensendungen werden so die Beiträge der Redakteure zur aktuellen Berichterstattung ergänzt.

In der Hochschule der Medien finden die Studierenden eine für Live Fernsehproduktionen komplett ausgestattete Infrastruktur vor. Um ein zentrales Produktionsstudio mit zahlreichen Anschlussmöglichkeiten für Bild-, Ton- und Netzwerksignalen reihen sich ein zentraler Geräteraum und die Bild- und Tonregie-Räume.


Technische Infrastruktur

Bei den studentischen Fernsehproduktionen wird für den gesamten Workflow von der Akquisition, Postproduktion bis zur Archivierung folgendes HD-Format eingesetzt:

Sony XDCAM HD422
Video: 1080i25 / 8bit / 4:2:2 / MPEG-2 422P@HL Long GoP interframe
Audio: 24bit / 48kHz / 8 Tonkanäle

EB-Beiträge werden in 50P HD oder UHD aufgenommen und beim Export aus Resolve und Premiere in das Porduktionsformat XDCAM HD422 50i konvertiert.

Bei jeder Live-Produktion gibt es im technischen Bereich eine grundsätzliche Arbeitsstruktur, die sich entlang der verschiedenen technischen Gewerke heraus entwickelt hat.

Studiomanagement mit Virtual Studio Manager

Die vsmStudio Software ist der zentrale Bestandteil des Systems. Eine solche Konfiguration bindet die bestehende HSDI Video- und Audio-Infrastruktur ein und basiert auf einer IP-Netzwerkstruktur. Als primäres Administrations-und Konfigurations-Tool läuft sie ständig auf dem VSM-Server im System und dient zur Konfiguration der fernsehtechnischen Infrastruktur, wie zum Beispiel die Steuerung von Koppelpunkten bei Kreuzschienen und die systemweite Verwaltung von GPI/O und Tally (vsmTally).


Signalrouting

Mit digitalen Kreuzschienen lassen sich verschiedene Signalquellen zu verschiedenen Verbrauchern/Geräten
durchschalten. Die Ein- und Ausgänge einer Kreuzschiene bilden eine Matrix. Die Signalzuordnung (Routing)
geschieht per Tastendruck auf Bedienteilen für die Kreuzschienen oder direkt in Bild- und Audio-Mischpulten.
Dabei ist jeder Signalquelle eine Taste zugeordnet. Sind zum Beispiel 8 Signalquellen auf 4 Signalsenken/Verbraucher
schaltbar, handelt es sich um eine 8×4-Kreuzschiene.

Digitale Videokreuzschienen stellen die flexibelste Möglichkeit für ein Signalrouting dar. Sie sind heute in der Lage,
verschiedene Signalformate zu schalten: HD-SDI mit Embedded Audio / 3G (1080p/50). Die Durchschaltung von Signalen
an den Koppelpunkten findet während der vertikalen Austastlücke statt, orientiert am TRS (Timing Reference Signal V-Bit=1).
Im Fernsehbereich kommt eine digitale Videokreuzschiene Xenon XE4 64×64 der Firma Evertz zum Einsatz.
Das modulare Xenon Matrixsystem besitzt 64 schaltbare Eingänge (Signalquellen) auf 64 schaltbare Ausgänge (Signalsenken).

Die Bedienung einer solchen digitalen Kreuzschiene erfolgt mit Hilfe von Tasten-Panels. Damit können die
Signalquellen verschiedenen Geräten/Signalsenken zugeordnet werden. Die Tastenfelder sind einstreifig und
haben konfigurierbare, mehrfarbige Tastenfelder.

Als kleines Routing-Beispiel soll nun einer der Ausgänge des Produktionsservers Nexio (Signalquelle) auf
den HD-SDI Eingang des Video-Messgerätes (Signalsenke) geschaltet werden, um Embedded Audio zu messen.

Anwahl der Videokreuzschiene mit der Taste Messen:

Mit der Taste SRV (Server) werden alle zur Verfügung stehenden Kanäle des Produktions-Servers angezeigt:

Mit der Taste SRV1-1 wird der Ausgang 1 von Server 1 auf den Messeingang geschaltet/geroutet.

Die VSM-Software ermöglicht die umfassende Konfiguration der Bedienteile:

  • Eingabe von Signalnamen
  • Setzen von Crosspoints
  • Farbdefinition der LCD-Tasten
  • Tally-Logik.

KVM-Matrix

KVM steht für Keyboard, Video und Mouse und beschreibt die Möglichkeit, mehrere Computer mit nur einer Maus, einer Tastatur und einem Bildschirm zu steuern, die durch Umschaltung dem zu steuernden System zugeschaltet werden. Im Fernsehbereich wird ein KVM-System der Firma Black Box genutzt. Ein KVM Switch und entsprechende Receiver erlauben einem oder mehreren Anwendern den gemeinsamen Zugriff auf eine Vielzahl von Rechnern. So können Rechnersignale flexibel und verteilt an verschiedenen PC-Arbeitsplätzen umgeschaltet werden. An den PC-Arbeitsplätzen in der Bild- und Tonregie können so via Tastatur und Mouse unterschiedliche Rechnersignale ausgewählt werden.

Intercom-System

Bei Live Fernsehsendungen werden zur Kommunikation zahlreiche Sprechverbindungen innerhalb eines Studiokomplexes benötigt.
Ohne die Möglichkeit zur jederzeitigen Kommunikation zwischen den verschiedenen Arbeitsbereichen ist ein LIVE-Ablauf nicht möglich!

Ein Intercom-System verwaltet die Zuordnungen der verschiedenen Sprechstellen (Endstellen/Teilnehmergeräte/Clients)
und die damit verbundenen Berechtigungen und stellt das Herzstück der Kommunikation innerhalb eines Studiokomplexes dar.
Umfangreiche Sprechpläne werden am Audio-PC erstellt und in der Zentraleinheit (Zentraler Geräteraum) abgelegt.
Diese Aufgabe unterliegt i.d.R. dem Toningenieur.

Intercom-Lösungen von Riedel

Monitorwand mit Multiviewer

Die Monitoranordnung in der Bildregie bestehend aus 47“- und 24“-Displays (Serie Penta HD2Line) ermöglicht einen schnellen Überblick über alle im Livebetrieb relevanten Bildquellen. Alle Monitore lassen sich über die digitale Kreuzschiene (HD-SDI) und Multiviewer-Systeme (DVI) mit verschiedenen Bildquellen ansteuern.

Das Prinzip Multiviewer ermöglicht es, daß mehrere Videoquellen gleichzeitig auf einem Display dargestellt
werden können. Ein Multiviewer ist ein Display Splitter bzw. Monitor Splitter oder auch Screen Splitter.
In der Fernsehregie werden Evertz Multiview-Systeme eingesetzt. Es können maximal 16 verschiedene Bildquellen
in einem Layout von der Multiviewer-Hardware dargestellt werden. Ein Video Processor und ein leistungsfähiger
Scaler setzen die Eingangsquellen direkt zu einem neuen Ausgabebild zusammen. Die verschiedenen Display-Layouts
können mit einer speziellen Software auf dem PC erstellt und als Presets abgespeichert werden.

Die 47“-Displays haben vertikal eine etwas höhere Auflösung (1920 x 1200). Diese Fläche kann genutzt werden für die Einblendung von Zusatzinformationen. In diesem Fall spricht man von Under Monitor Display.

Studiotakt, Black Burst und Tri Level Sync

Zur Synchronisation wird ein Studiotakt-Signal als Synchron-Information via SDI an alle Geräte verteilt.
So werden die Zeitbezüge des Videosignals mit Beginn und Ende von Zeilen und Voll-/Halbbildern bei allen
beteiligten Geräten identisch!
Der Sync Generator im ZGR liefert als analoge Taktsignale Black Burst oder Tri Level Sync.


Bildmischer als zentrale Produktionseinheit im Live-Betrieb

Ein Bildmischer als zentraler Bestandteil jeder Fernsehregie dient klassischer Weise der künstlerischen Gestaltung eines Fernsehprogramms.
Über entsprechende Bedienpanel lassen sich unterschiedliche Bildquellen anwählen, hart schneiden, über eine Misch-Effekt-Stufe überblenden oder mischen.
Ein grundlegender Begriff in der modernen Mischerterminologie ist die Idee der Quellenanwahl. Natürlich gibt es nach wie vor physikalische Eingänge und die Möglichkeit, über elektronische Kreuzungspunkte Signale zu schalten. Doch solche Signale sind nicht unbedingt nur Eingangssignale (wie zum Beispiel beim Umschalten zwischen verschiedenen Kamerasignalen), sondern können jede Form von zum Beispiel intern weiter geleiteten oder veränderten Bildquellen sein. Dieses erweiterte Konzept macht einen modernen Bildmischer fast grenzenlos flexibel.
Die Funktionalitäten moderner Bildmischer gehen weit über das klassische Repertoire der bloßen „Bildumschaltung“ hinaus. Funktionen wie die Steuerung von MAZen oder Produktionsservern, die Erstellung komplexer digitaler Videoeffekte, variabel steuerbare Übergänge mehrerer Quellen, die Verkoppelung von Mischebenen – all das macht heute Produktionsmischpulte aus!

Im Fernsehbereich steht den Studierenden ein Bildmischer der Firma Grass Valley zur Verfügung.
Er besteht hardwareseitig aus zwei Teilen:

  • die eigentliche Mischer-Elektronik, dem sog. Kayak HD Mainframe und dem Kayenne XL Panel Controller (beides im Zentralen Geräteraum)
  • und das 2 M/E Bedienpanel (in der Bildregie).

Das Bedienpanel mit zwei Mix-Effekt-Stufen beinhaltet folgende Anordnung:

Beide Mix-Effekt-Ebenen ebenso wie die AUXiliary-Ebene verfügen über 25 Tasten zur Quellenanwahl. PP steht dabei für Program/Preset-Ebene: die unterste Tastenreihe auf dieser Ebene wählt in der Regel diejenige Bildquelle, die beim nächsten Bildübergang erscheint (Preset Bus / B Bus). Die direkt darüber angeordnete Tastenreihe wählt die Bildquelle, die gerade aktuell am Ausgang der Ebene
anliegt (Program Bus / A Bus). Jede Mix-Effekt-Ebene hat 4 Ausgänge (A/B/C/D), auf denen zusätzlich zum Background wahlweise Key1, Key2, Key3 oder Key4 aktiviert sein können.
Beide Mix-Effekt-Ebenen beinhalten Transition-Module: eine Transition ist nichts anderes als ein Bildübergang in den Betriebsarten Cut (harter Schnitt), Mix (Überblendung) oder Wipe (Wischeffekt) mit anwählbaren Mustern.
Das Multi-Funktions-Panel ermöglicht den Zugriff auf wesentliche Funktionalitäten des Bildmischers und bietet umfangreiche Einstell- und Bedienmöglichkeiten. Folgende Funktionen können damit bearbeitet werden:

  • Einstellungen für Key und für Masken
  • Einstellungen für Farbflächengeneratoren (Mattes), wie z.B. Fill, Border, Transition, Background
  • Einstellungen für Wipes
  • Einstellungen für interne Digitale Bildmanipulatoren (iDPM)

Ein Master-EMEM-Modul ermöglicht sehr weit reichende Speichermöglichkeiten für komplexe Abläufe, an denen z.B. mehrere Mix-Effekt-Ebenen beteiligt sind. In Form von Snapshots können aufwändigere Bildeffekte abgespeichert werden.
Das Touch-Screen-Panel ist schwenkbar am Regietisch montiert und ermöglicht bequem den Zugriff auf alle Bedienparameter des Bildmischers. Auch wenn im Live-Betrieb i.d.R. nicht mit diesem Panel gearbeitet wird, so lassen sich in der Sendevorbereitung z.B. aufwändige, keyframe-basierte Videoeffekte nur mit dem Touch-Screen-Panel optimal einstellen. Der Arbeitsbereich des Panels ist folgendermaßen gegliedert:


Multikamerabetrieb mit Sony-Studiokamerazügen

Studiokamera-Systeme für TV-Produktionen sind prinzipiell für Multikameraproduktionen in einem Kameraverbund ausgelegt. Im Fernsehstudio stehen den Studierenden 4 Studiokamerazüge HDC-1400R von Sony zur Verfügung. Jeder einzelne Kamerazug besteht aus dem Kamerakopf im Fernsehstudio, einer zugehörigen Basisstation (CCU – Camera Control Unit) im zentralen Geräteraum und Bedieneinheiten (RCP – Remote Control Panel) für jede Kamera in der Bildregie. Die Einstellungen aller bildwichtigen Bildparameter werden am Arbeitsplatz der Kamerakontrolle in der Bildregie ferngesteuert justiert.
Die Signalübertragung bei der HDC-1400R erfolgt via SMPTE Glasfaser Hybridkabel. Hierbei werden die digitalen Komponenten Y, CR, CB unkomprimiert mit 10 Bit übertragen. Im Fernsehstudio befindet sich für den Anschluss der Studiokameras ein Kameraanschlussfeld an einem Wall-Rack.

Ausstattung

Drei der Studiokameras sind auf 2-stufigen Vinten Pumpstativen montiert, die vierte Studiokamera ist zur flexiblen Nutzung als Schulterkamera ausgelegt. Die auf Pumpstativen montierten Studiokameras sind mit 9“ LCD-Farbsucher ausgestattet, die tragbare Kamera mit einem 3,5“ LCD-Farbsucher. Alle Studiokameras sind mit HD-Zoomobjektiven von Canon bestückt. Unterschiedliche Brennweitenbereiche ermöglichen vielseitige Bildeinstellungen in Korrelation zur Studiogröße.
Um die Kamerabedienung und komplexe Kamerafahrten im Live-Betrieb zu optimieren, gibt es bei der Ausstattung eines Kamerakopfes folgende wichtige Bestandteile:

Tally

An jedem Kamerasucher befindet sich die Nummer der jeweiligen Kamera. Wird die Kamera live „geschnitten“, leuchtet die Nummer rot auf. Man nennt dies „Rotlicht-Kennung“ oder Tally. So ist sicher gestellt, dass im Sendeablauf im Studio zu jedem Zeitpunkt klar erkennbar ist, welche der Kameras live auf Sendung geschaltet ist. Diese Rotlicht-Signalisierung erscheint nicht nur im Kamerasucher sondern ebenso in der Bildregie am Bildmischer, im Monitor der Monitorwand und am RCP in der Bildtechnik. Alle beteiligten Arbeitsplätze wissen also im Live-Betrieb, dass momentan die Kamera 1 live „geschnitten“ist.


Video Return

Eine weitere wichtige Funktion für den Multi-Kamera-Betrieb ist die Funktion Video Return. Das am Bildmischer-Ausgang aktuell anliegende Bildsignal (Programmbild) wird als SDI-Signal über die CCU der Kamera an die Kamera zurückgeführt und kann so über eine Return-Taste am Zoom-Griff der Studiokamera im Suchermonitor angezeigt werden. Wird die Return-Taste gedrückt gehalten, wird das aktuelle Programmbild im Suchermonitor sichtbar. Es handelt sich dabei um eine sehr wichtige Funktion beim Kamera-Operating, um sich im Mehrkamerabetrieb an anderen Kamerafahrten oder Kamerapositionen zu orientieren oder für Bildübergänge (Überblendungen) und Bauchbinden die Bildeinstellung vorzubereiten.

Intercom mit Headsets

Bei Live Fernsehsendungen werden zur Kommunikation zahlreiche Sprechverbindungen innerhalb eines Studiokomplexes benötigt. In einer Live Produktion ist für die Kameraleute das permanente Hören der Ansagen aus der Bildregie von zentraler Bedeutung. Jede Studiokamera muss zwingend in die Kommandostruktur eingebunden sein. Für die Kommunikation mit der Bildregie gibt es an jeder Kamera ein Headset (Hör-Sprech-Kombination) mit einem Übertragungsbereich von 10 – 30.000 Hz. Zum Sprechen lässt sich der drehbare Schwanenhals-Mikrofonarm in jede beliebige Position einstellen. Bis auf die Handkamera sind die dynamischen Kopfhörer geschlossen mit guter Isolation von Außengeräuschen auch für Musikproduktionen mit höheren Lautstärkepegeln ausgeführt.


Kamerakontrolle

Der Neutralabgleich oder auch Matchen von Kameras ist ein zentraler Bestandteil der Tätigkeit am Kamerakontrollarbeitsplatz in einer Bildregie, unabhängig davon, ob es sich um Live- Produktionen im Studio oder um Live-Außenübertragungen handelt. Im Zentrum des Neutralabgleichs einer Studiokamera stehen die messtechnische Justierung aller Bildparameter und die Optimierung der Bildparameter an die im TV-Studio oder im Außeneinsatz herrschenden Beleuchtungsverhältnisse.

Obwohl sich heute in vielen Fällen durch Zeit- und Personalnot bei Live Produktionen mit der Auto-Funktion an den Steuerpanels der Kamerasysteme beholfen wird, ist es für ein tieferes Verständnis der gezielten Manipulation der zahlreichen Bildparameter eines Studiokamerasystems für die Studierenden wichtig, dies manuell durchzuführen. Hinzu kommt, daß die Steuerung der Bildparameter bei aktuellen Live Produktionen mit den Anforderungen durch UHD (Ultra High Definition), HDR (High Dynamic Range) und WCG (Wide Color Gamut) ungleich komplexer geworden sind.

Eine immer wiederkehrende Aufgabe für Bildtechniker und Bildingenieure ist natürlich auch die messtechnische Beurteilung unterschiedlicher Bildquellen. Dazu müssen diese Videosignale auf den Eingang des Video-Messgerätes geroutet werden.

Gerätekonfiguration an der Bildkontrolle

Auf dem oberen 24“ LCD für die Kameravorschau sind die Ausgangsbilder der vier Studiokameras in einer Vierer-Split-Darstellung zu sehen. Darunter angeordnet ist der 23“ Sony Referenzmonitor PVM L-2300, auf dem die Qualitätsbeurteilung der Kamerabilder über HD-SDI stattfindet. Das 24“ Dell LCD auf der rechten Seite dient als Messmonitor, auf dem die am Messgerät angewählten Darstellungsformen über DVI angezeigt werden. Die Anwahl der Kamera am Messplatz erfolgt über die Remote Control Panels oder dem Master Setup Unit. Im Regietisch eingelassen sind die Bedienpanel für das Messgerät der Firma Tektronix und für die Kreuzschiene. Um die Aufgaben eines Neutralabgleichs zu bewältigen, müssen die Studierenden das Remote Control Panel der Sony Kamerasysteme kennen und unterschiedliche messtechnische Darstellungen des Bildsignals verstehen lernen.

Testbild für den Neutralabgleich

Für den Neutralabgleich wird ein Graustufen-Testchart der Firma Image Engineering für Auflicht (TE 109) verwendet. Dieses Testmuster besteht aus zwei 5-stufigen gegenläufigen Grautreppen, übereinander auf einem grauen Hintergrund angeordnet. Die verschiedenen Dichten der Graustufen verlaufen mit einem Gamma von 0.45, mit dem auch bei HDTV gearbeitet wird. Zwischen den 5-stufigen Grautreppen verläuft für den Schwarzabgleich ein Streifen Schwarz aus mattem Samt mit einem Remissionswert von < 0,5%. Dann wird mit der Kamera die Testtafel Format füllend abgebildet. Wichtig dabei ist, daß während dem Neutralabgleich im Studio kein farbiges Effektlicht auf der Bühne ist, sondern nur das für die Porträtbeleuchtung eingerichtete Weißlicht mit einer bestimmten Farbtemperatur.

Messdarstellung des Bildsignals

Um manuell einen korrekten Weiß- und Schwarzabgleich machen zu können, werden die einzelnen Signalanteile für Rot, Grün und Blau messtechnisch dargestellt. Um die Pegel der einzelnen Kanäle korrekt zueinander anzupassen, ist eine Waveform-Darstellung der Komponenten sinnvoll (Amplitude über der Zeit). Für den Neutralabgleich können die 3 Komponenten RGB als Waveform übereinander (Overlay- Darstellung) oder nebeneinander (Parade-Darstellung) dargestellt werden:

Weißabgleich

Der Neutralabgleich in Weiß oder Weißabgleich wird manuell an der RCP (Remote Control Panel) durchgeführt. Dabei werden die Pegel für die Kanäle Rot, Grün und Blau so angeglichen, dass sich für eine weiße Fläche gleiche Pegel ergeben. Dabei werden mit den Reglern am RCP die Pegel von Rot und Blau mit dem Grünpegel zur Deckung gebracht. Verschiedene Farbtemperaturen der Studiobeleuchtung zeigen sich stets in einem höheren oder niedrigeren Rot- oder Blauanteil. Genau diese Abweichungen werden mit dem Weißabgleich ausgeglichen. Abhängig von den Typen der eingesetzten LED-Scheinwerfer wird auf lichttechnischer Ebene evtl. eine Green- oder Magenta-Korrektur erforderlich.

Schwarzabgleich

Der Neutralabgleich in Schwarz oder Schwarzabgleich ist die Voraussetzung für eine farbneutrale Wiedergabe dunkler Bildteile (Schatten). Auch hier werden die Pegel für die Kanäle Rot, Grün und Blau so angeglichen, das sich für eine schwarze Fläche gleiche Pegel ergeben. Dabei werden mit den Reglern am RCP die Pegel von Rot und Blau mit dem Grünpegel zur Deckung gebracht. Dieser Schwarzabgleich verhindert Farbfehler im Bildschwarz und den Schattenbereichen.

Master Black

Hierunter versteht man den gemeinsamen Schwarzwert für die Kanäle RGB, der die Darstellung der dunklen Bildteile beeinflusst. Die Einstellung des Master Black-Wertes erfolgt mit dem drehbaren Ring am Monoknopf. Dabei werden die Werte der RGB-Kanäle gemeinsam verändert. Für RGB wird der gemeinsame Schwarzwert so justiert, dass er in der Waveform-Darstellung auf der 0V-Linie zu liegen kommt.

Blende und Weißwert

Die Blende wird im Live-Betrieb so eingestellt, dass weiße Bildanteile auf einen Pegel von 700 mV bzw. 100 % Bildamplitude zu liegen kommen. Damit werden weiße Bildanteile (Lichterpartien) korrekt belichtet und liegen knapp unter dem Amplitudenwert des White Clipping von max. 100% Bildamplitude. Die Einstellung der Blende erfolgt ebenso am Monoknopf. Folgende Einstellungsmöglichkeiten für die Blendensteuerung am RCP gibt es:


Sicherheit bei Live Fernsehproduktionen

Die verschiedenen Studiobereiche der Hochschule der Medien verfügen über komplexe technische Einrichtungen, Räume und Geräte mit teils hohem Gefahren- und/oder Fehlbedienungspotential. Aus diesem Grund wird die Verwendung der Geräte und die Nutzung des Fernsehstudios erst nach entsprechender Einweisung der Studierenden sowie der zugehörigen Dokumentation im Rahmen der Lehrveranstaltung genehmigt.

Prinzipiell gelten für den produktionstechnischen und darstellerischen Bereich von Produktionsstätten für Film, Fernsehen, Hörfunk und Fotografie ganz bestimmte Unfallverhütungsvorschriften. Dies gilt natürlich insbesondere für die praktischen Lehrveranstaltungen und daraus resultierend die studentischen Studioproduktionen an der Hochschule der Medien.

Verwaltungs-Berufsgenossenschaft

Folgende Hauptkategorien der Gefährdung lassen sich bei Live Fernsehproduktionen benennen:

  • Mechanische Gefährdung
  • Elektrische Gefährdung
  • Physische Belastung

In der Betriebsanweisung für das Fernsehstudio werden für verschiedene produktionstechnische Arbeiten die korrekten Verhaltensweisen zur Vermeidung vorhandener Gefährdungen und möglicher Unfälle aufgeführt. Bei Live Fernsehproduktionen gibt es Gefährdungen mit unterschiedlichem Gefährdungspotential für das technische Personal (Studierende / TAs), für Darstellerinnen (ModeratorInnen / Talkgäste / MusikerInnen…) und für Besucherinnen im TV-Studio.

Die folgenden Unterlagen dienen zum Überblick aller Gefährdungsvermeidungen im Fersehstudiobereich:

fernsehproduktion/start.1736334157.txt.gz · Zuletzt geändert: 2025/01/08 12:02 von froehlichj