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Regie in Filmproduktionen

Einleitung

Die Regie spielt eine zentrale Rolle in der Entstehung eines Filmwerks. Bei ihr liegt die Verantwortung für die kreative Umsetzung des Projekts, das sie künstlerisch und dramaturgisch leitet. Essentiell in dieser Position ist die enge Zusammenarbeit mit allen Departments von der Projektentwicklung bis hin zur Post-Produktion, vor allem mit Kamera, Schnitt, Ton, Szenenbild und Produktion. Die Regisseurin stellt sicher, dass von allen Departments die gleiche Vision verfolgt wird, sodass das Werk in sich stimmig und rund wirkt. Als eigenes Gewerk übernimmt die Regie außerdem die Schauspielführung, wobei sie zwischen Autor*in, Produktionsteam und den Schauspielenden vermittelt. Dazu gehört der Prozess des Castings, gemeinsame Findung der Charaktere im Gespräch und bei Inszenierungsübungen, Proben und schließlich die Arbeit beim Dreh selbst.

Unterscheidung Kurzfilm, Musikvideo, Spot

Kurzfilm

  • Fokus ist erzählerische Tiefe, Figurenentwicklung, dramaturgischer Bogen
  • Regiearbeit: Enge Zusammenarbeit mit Schauspieler:innen zur Figurenführung, Inszenierung von Emotionen, Spannungsaufbau und Atmosphäre
  • Visuelle Sprache unterstützt die Geschichte, nicht umgekehrt

Musikvideo

  • Fokus: Stimmung, Ästhetik, Rhythmus – keine klassische Handlung notwendig
  • Regiearbeit: Bildsprache und Schnitt orientieren sich stark an der Musik (Beat, Lyrics, Dynamik).
  • Performance der Künstler:innen stehen im Vordergrund, mit visuellem Storytelling → experimenteller, Raum für kreative Freiheit
  • Narrativ ist optional – kann rein visuell oder symbolisch erzählt sein

Spot (Werbung, Kino-, oder Social Spot)

  • Fokus: Botschaft in kürzester Zeit vermitteln – emotional, informativ oder aktivierend.
  • Regiearbeit: Präzise, pointierte Inszenierung. Keine Zeit für lange Erzählbögen. Fokus auf Marken- oder Botschaftstransport – sei es durch Humor, Überraschung oder Emotionalität.
  • Oft klare Zielgruppenansprache und strategische Umsetzung (z. B. Call-to-Action bei Social Spots).

Regieaufgaben

Vorproduktion

Die Arbeit der Regie beginnt mit der Stoffentwicklung. Die Regie kann selbst Autor*in des Stoffs sein oder auf ein bereits vorhandenes Drehbuch zurückgreifen. In diesem Fall bewertet die Regie den Stoff dramaturgisch und interpretiert diesen neu. Für diese “Übersetzung” des Textes zum Film wird hierbei ein Regiekonzept und eine Regiefassung des Drehbuchs entwickelt, die schon wesentlich deutlicher den Stil, Tonalität, Bildsprache und Rhythmus des finalen Produkts beinhalten. Es können z.B. Kamerafahrten, Sound Effekte, musikalische Untermalung etc. hinzugefügt werden, während Drehbuchautor*innen solche konkreten Vorschläge in den meisten Fällen nicht einfließen lassen.

Oft ist die Regie auch bei der Besetzung und Teamzusammenstellung beteiligt. Sie kann Vorschläge zu Cast und Heads of Department (Kamera, Ausstattung, etc.) machen. So gibt es bspw. in Hollywood bekannte Duos von Regie und DoP, da eine gute Zusammenarbeit mit gleichen Vorstellungen gerade bei diesen zwei Positionen sehr wichtig ist. Ein bekanntes Beispiel ist Regisseur Christopher Nolan, der seit Interstellar (2014) alle Projekte mit Kameramann Hoyte van Hoytema bestreitete und mit ihm einen eigenen, charakteristischen Stil herausarbeitete.
Mit dem DoP erstellt die Regie in der Vorproduktion Moodboards, Lookbooks und Storyboards, bei der die Bildsprache des Films festgelegt wird. Filmische Referenzen und visuelle Einflüsse aus anderen Medien spielen hierbei eine große Rolle und dienen als Stütze und Inspiration. Die Bildsprache sollte dabei klar einem dramaturgischen Bogen mit klar gesetzter Aussage eines Bilder folgen, nach dem sich die Wahl der Einstellungsgröße, Bewegung, Brennweite etc. richtet.

Die Auswahl der Schauspielenden, das Casting, führt die Regie bei kleineren Projekten, wie auch der StuPro, selbst durch. Es gibt in der Industrie, vor allem in den USA, jedoch einen gesonderten Posten, den Casting Director, die eng mit der Regie zusammenarbeiten. Nach Konzeptgesprächen über die Figuren finden erste (E-)Casting-Runden statt, und nach dem sog. Callback trifft die Regie - in der Berufswelt in enger Absprache mit der Produktion - die finale Cast-Entscheidung.
Die Probenarbeit mit den Schauspielenden beginnt dann mit ersten Drehbuch-Lesungen, Improvisationen und Szenenarbeit bei sogenannten Inszenierungsübungen. Diese werden auch bei der StuPro Film vor Beginn des Produktionssemesters durchgeführt und von Hannes Stöhr betreut.
In einer Inszenierungsübung und bei Schauspielproben kann sich die Regie vieler verschiedener Methoden und Schauspieltheorien bedienen. Bekannte Techniken und Schauspielübungen wurden beispielsweise durch Konstantin Stanislawski, Sanford Meisner, Lee Strassberg, Stella Adler, Judith Weston oder Uta Hagen begründet (Teil der Kurse “Content Development” oder “Regie 1”). Sie alle haben unterschiedliche Herangehensweisen und sollen der/dem Schauspieler*in helfen, eine authentische Figur darzustellen, die gemeinsam mit der Regie erarbeitet wird. Eine wichtige Frage, die dabei auch beantwortet werden sollte, ist der Subtext einer Handlung oder einer Szene. Was nicht gezeigt wird, ist oft von größerer Bedeutung, als die gespielte Emotion.
Zur Drehvorbereitung gehört zudem die Locationbesichtigung mit dem Team, die Teilnahme an Produktionssitzungen und die Mitwirkung beim Erstellen des Drehplans, zusammen mit der (Set-)Aufnahmeleitung.

Produktion

Am Set übernimmt die Regie die künstlerische Verantwortung. Vor jeder neuen Einstellung entscheiden Regie und DoP bei der Stellprobe die Kamera- und Schauspielposition, sowie deren Bewegungen, und geben dies an das Team weiter.
Das Bild wird dann vom Kameramann und dem Lichtteam sowie dem Szenenbild eingerichtet (technischer Einbau) und wird von der Regie abgenommen. Nach einer oder mehreren technischen sowie Schauspielproben werden dann oftmals mehrere Takes aufgenommen, zwischen denen Regieanweisungen für Schauspiel und Kamera erfolgen können. Bei den Regieanweisungen geht die Regie auch nach den oben genannten Techniken vor, am Dreh sollten jedoch bestenfalls nur noch kleine Anpassungen gemacht werden. Eine gute Taktik ist jedoch, mehrere emotionale Stufen von subtil bis übertrieben spielen zu lassen, sodass ein breites Angebot für den Schnitt entsteht.

Insgesamt sollte die Kommunikation mit dem Team während des Drehs wegen des häufigen Zeitdrucks präzise und effizient, aber immer wertschätzend sein. Außerdem sind gleichzeitig Flexibilität und Entscheidungsfreude gefragt, wenn auf unvorhergesehene Situationen reagiert werden muss. Diese Entscheidungen werden mit der Aufnahmeleitung besprochen und es sollte für Effizienz des Drehs möglichst schnell ein Kompromiss zwischen den gestalterischen Departments und der Aufnahmeleitung gefunden werden. Dabei behält die Regie mit enger Abstimmung zwischen den Departments (Kamera, Continuity, Ton) stets den Überblick, denkt an die Anschlüsse der Szenen und fällt alle notwendigen Entscheidungen mit Blick auf die Vision und das Regiekonzept des Projekts.

Postproduktion

Die Postproduktion beginnt für die Regie mit dem Schnitt. Dabei arbeitet sie eng mit dem Editor/der Editorin zusammen, die jeweils auch ihre eigene kreativen Einfluss auf das Projekt üben. Während dieser Schnittbegleitung geht es zunächst an die Auswahl von Takes und der Entwicklung der Schnittdramaturgie mit bewusst gewählten Rhythmus, Tempo und Wirkung der Szenen.
Nach dem Picture Lock, bei dem an der Bildreihenfolge und der Länge des Films nichts mehr verändert wird, folgen Arbeiten an Ton, Musik und Farbkorrektur (Color Grading). Hier stellt die Regie weiterhin sicher, dass jedes Gewerk weiterhin zum stimmigen Gesamtwerk beiträgt und die festgesetzte Dramaturgie im jeweiligen Bereich unterstützt. Diese werden in Feedbackschleifen besprochen, Korrekturen vorgenommen und final von der Regie und Produktion abgenommen.

Fazit

Egal ob Musikvideo, Spot oder Kurzfilm, die Regie ist das kreative Zentrum einer audiovisuellen Produktion. Sie verbindet eine künstlerische Vision mit praktischer Umsetzung und erfordert hohe soziale wie gestalterische Kompetenz und Belastbarkeit. Wenn man Regie führen möchte, muss man den Blick für das große Ganze genauso haben wie für die Details. Persönliche Kompetenzen außer der Kreativität und dem Gespür für Storytelling sind vor allem Kommunikationsstärke sowie Entscheidungs- und Improvisationsfähigkeit. Als leitende und gestaltende Kraft sollte man das Team über das Projekt hinweg inspirieren und mitziehen können, auch wenn der Stress teils sehr groß werden kann.

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