Vorüberlegungen Postproduktion
Postproduktion fängt im Idealfall schon vor dem Dreh an. Viele Entscheidungen, die schon vor und während des Drehs getroffen werden betreffen den ganzen Postproduktionsworkflow. Daher sollte man sich vorher zu diesen Themen Gedanken machen:
Das Deliverableformat ist das Format, in dem das finale Produkt ausgeliefert wird. Oft müssen für unterschiedliche Auswertungen (z.B. Kino, TV, Web) mehrere unterschiedliche Formate ausgeliefert werden, was schon bei der Kadrierung und der Wahl des Dreh- und des Postproduktionsformats berücksichtigt werden sollte.
Kino
DCI 2K Flat: 1998×1080, Bildseitenverhältnis 1:1.85
DCI 2K Scope: 2048×858, Bildseitenverhältnis 1:2.39
DCI 2K Full Container: 2048×1080, Bildseitenverhältnis 1:1.90 (wird so gut wie nicht verwendet)
HDTV (1920×1080) wird im Flat-Container (1998×1080) ausgeliefert, aufgefüllt mit Schwarz links und rechts (Pillarboxing)
DCI 4K Flat: 3996×2160, Bildseitenverhältnis 1:1.85
DCI 4K Scope: 4096×1716, Bildseitenverhältnis 1:2.39
DCI 4K Full Container: 4096×2160, Bildseitenverhältnis 1:1.90 (wird so gut wie nicht verwendet)
UHD (3840×2160) wird im Flat-Container (1998×1080) ausgeliefert, aufgefüllt mit Schwarz links und rechts (Pillarboxing)
Weitere Hinweise welche Bildseitenverhältnisse sonst noch üblich sind, und wie man sie korrekt in ein DCP packt: http://24beelden.nl/aspectratio.html
TV
Moderne Kameras können ihren Sensor in unterschiedlichsten Formaten auslesen. Bei der Wahl des Formats sollten diese Punkte eine Rolle spielen:
gestalterische Gesichtspunkte (Bildseitenverhältnis der Deliverableformate, Tiefenschärfe)
gewünschte Flexibilität in der Postproduktion (z.B. Reframing)
ökonomische Gesichtspunkte
Echte Sensorauflösung beachten. Keine „Luft“-Daten produzieren mit einer Auflösung, die die Kamera gar nicht liefern kann. Dabei beachten, dass
Debayering immer mit einem Verlust an optischer Auflösung einhergeht.
→ Bitbudget erstellen
Hilfreiche Doku für Sony PXW-FS7
Hilfreiche Doku für Sony ILME-FX30
Hilfreiche Doku für Blackmagic Pocket Cinema 6K Pro
Postproduktionsformat
Das Postproduktionsformat kann vom Drehformat abweichen. Es ist das Format, in dem das Bildmaterial die Postproduktionskette durchläuft. Oft entspricht es dem Deliverable-Format. Ist das Drehformat größer als das Postproduktionsformat, kann z.B. der Bildausschnitt (Kadrierung) noch in Grenzen verändert werden.
Bei der Wahl des Postproduktionsformats sollte die Leistungsfähigkeit der Rechner beachtet werden, die an der Postproduktion beteiligt sind.
Beim Wandeln in ein Postproduktionsformat wird das Material oft auch in einen anderen Codec transcodiert, der für die Postproduktion geeigneter ist (z.B. bei OpenEXR ZIP1 bei VFX).
Wie ihr mit eure evtl. unterschiedlichen Drehformate in Baselight auf das Postproduktionsformat bringt erfahrt ihr unter Baselight Formats
Frameraten
keine gemischten Frameraten in einer Timeline
auf eine Framerate festlegen
24 fps weltweiter Standard für Kino. Hohe Kompatibilität mit allen Cinema-Abspielsystemen
25 fps / 50 fps für PAL-TV-Auswertung
-
24 → 25 und umgekehrt geht einfach über Speedup / SlowDown. Achtung Ton! Tonhöhenänderung.
andere Frameratenkonvertierungen immer mit Artefakten, verschlechterung des Bildes
Sonderfall Slowmotion / Timelapse. Prüfen, welche Bildraten Kamera aufzeichnen kann. Höhere Bildraten oft nur mit geringerer Auflösung / teilweiser Auslesung des Sensors möglich. Synthetisches Retime in der Postproduktion immer verlustbehaftet. Bilder weglassen immer einfacher als Bilder dazu „erfinden“. Achtung: Beim Weglassen von Bildern anderer Bildeindruck, durch kürzere Belichtungszeit
Codecs
Die Wahl des Codecs hat eine große Auswirkung auf den benötigten Speicherplatz und die benötigte Leistungsfähigkeit der Postproduktionssysteme.
Besonders bei neueren Codecs und Fileformaten ist es wichtig zu prüfen, ob die verwendeten Postproduktionsysteme diese unterstützen.
I-Frames-Only-Codecs
Bei diesen Codecs wird jedes Bild mit kompletter Information gespeichert.
Merkmale:
Einfach en- und decodierbar
für Postproduktion sinnvoll, besonders in Echtzeitanwendungen, wo schnell in einer Timeline hin und hergesprungen wird (Vertonung, Schnitt, Grading)
relativ hohe Datenraten
Beispiele:
Motion JPEG
Apple ProRes
Avid DNXHD / DNXHR
Uncompressed 4:2:2
Blackmagic RGB
(X)AVC-Intra
Long-GOP-Codecs
Bei diesen Codecs werden Group Of Pictures (GOP) gespeichert, d.h. es wird nur z.B. alle 12 Bilder ein komplettes Bild gespeichert. Dazwischen werden nur Differenz-Informationen gespeichert
Merkmale:
Aufwendiger in der En- und Decodierung
In Echtzeitanwendungen kritisch
geringe Datenraten bei guter visueller Qualität → gut geeignet für Delvierables
schlechtes Multigenerations-Verhalten, d.h. bei mehrfachem Im- und Export Bildverschlechterung mit jeder Bildgeneration
eher ungeeignet für Postproduktion
8 Bit, 10 Bit, 12 Bit
Es gibt Codecs mit unterschiedliche Bittiefen. Je höher die Bittiefe, desto mehr Abstufungen können in den Farb- / Grauwerten gespeichert werden. Als Drehformat-Codec ist ein Codec mit hoher Bittiefe wünschenswert. Auch in der Postproduktion macht eine hohe Bittiefe meistens Sinn.
Welcher Codec welche Bittiefe hat ist nicht immer leicht erkennbar. Hier ein paar lesenswerte Quellen:
Colorspace
Scene-Referred vs. Display-Referred
Wir unterscheiden zwischen Scene-Referred und Display-Referred Colorspaces. Scene-Referred ist eine Repräsentation der wirklichen Helligkeitsverhältnisse am Set. Display-Referred ist eine Interpretation des Bildes zur Darstellung auf einem Display, um die Wirkung des Bildes auf den technisch beschränkten Parametern des Displays (z.B. Helligkeit) möglichst nahe an den Eindruck der realen Szene zu bringen.
Aufzeichnung in Scene-Referred: Postproduktion obligatorisch
Aufzeichnung in Display-Referred: „What you see is what you get“. Postproduktion nur eingeschränkt möglich
Scene-Referred Colorspaces für Aufzeichnung: Alle Log-Colorspaces. Log wird verwendet zur Erhöhung der Codiereffizienz. Mehr Dynamikumfang in beschränkte Integer-Formate
Kameraeinstellungen
Arri Mini-LF: Zeichnet immer Log C oder Arriraw auf. Display-Reffered Colorspaces nur in Form von Look-Files, die als Metadaten in die Files eingebettet werden (Non-Destructive-Workflow)
Arri Amira: Optional möglich Look direkt „einzubrennen“, also Display Referred aufzuzzeichnen. Menüpunkt: Look / Config / Recording.-Processing / Look. Bitte nur in Ausnahmesituationen verwenden, wo keine oder fast keine Postproduktion stattfinden soll!
Sony PXW-FS7: Scene-Referred: Aufnahmemodus CineEI / Colorspace S-Gamut3/SLog3 (Menü: System / Base Setting / Color Space)
Sony ILME-FX30: MENU → (Aufnahme) → [Bildquali./Aufn.] → [Log-AufnEinstellung] → Log-Aufnahme: CINE EI oder CINE EI schnell
Farbskala: S-Gamut3/SLog3
https://helpguide.sony.net/ilc/2220/v1/de/contents/TP1000889257.html
MENU → (Belichtung/Farbe) → [Belichtung] → [Base ISO]: Für rauscharme Bilder auf 800 in schwierigen Beleuchtungssituationen auf 2500
Blackmagic Pocket Cinema 6K Pro: Einstellungen / Aufnahme / Dynamikumfang / Film
Weitere Infos zu Colorspaces findet ihr auf der Seite Colormanagement
Timecode
Interessante Links zu Vertiefen