In den über hundert Jahren in denen jetzt Filme entstehen hat sich ein System etabliert. Zwar kann der Ablauf von Produktion zu Produktion und von Land zu Land leicht unterschiedlich sein, aber im Großen und Ganzen ist er überall ähnlich.
Die Zusammenarbeit sollte (insbesondere bei einem studentischen Team) von Vertrauen und Respekt zueinander geprägt sein! Es macht mehr Freude, wenn jeder in seinem Bereich ernst genommen wird und seinen Beitrag zum Teamergebnis bringen kann.
Das eine Bild, das sich als Leitidee hier anbietet ist der Boxenstopp bei der „Formel Eins“: Alle arbeiten gut vorbereitet und parallel in kurzer Zeit effizient zusammen.
Ein anderes Bild ist eine menschliche Pyramide (z.B. von Artisten im Zirkus), die sich alle gegenseitig stützen. Jeder weiß, daß er auf die Anderen angewiesen ist, und nur dann wenn alle ihren Posten gut „stehen“ gelingt das Gesamtergebnis. Dann ist es nur selbstverständlich, wenn alle versuchen zu helfen, wenn es irgendwo einmal hakt, oder nicht stabil läuft.
Der professionelle Ansatz ist sich zu fragen: „Was kann ich (in meiner Position) zum Gelingen des Gesamtziels beitragen?“ Jetzt, insgesamt, in diesem Arbeitsschritt,… Was brauche ich, was braucht mein Kollege, damit wir gut zusammen funktionieren können…?
Auch ein studentisches Filmteam braucht eine hierarchische Struktur, damit Entscheidungen sinnvoll und effizient gefällt werden können. Um die Anforderungen in einer hierarchischen Sturuktur gut umsetzen zu können und trotzdem respektvoll miteinander umzugehen, bedarf es der Fähigkeit die beiden Rollen, die jeder hat, bewusst anzuwenden:
Im Idealfall können studentische Teams zwischen diesen Rollen je nach Situation wechseln… Wenn am Set gearbeitet oder Entscheidungen gefällt werden müssen gibt es definierte Bereiche in dem jeder agieren kann und muss. „Man kann nicht demokratisch segeln“ , „lauter Top-Solisten brauchen eeine Dirigentin/ einen Dirigenten als Taktgeber, damit es eine gemeinsame Musik werden kann“,… sind die Bilder, die sich hier anbieten.
Grundsätzlich soll dieses in 100 Jahren Filmarbeit gewachsene Arbeitsschema ein koordiniertes, strukturiertes und vor allem effizientes Arbeiten am Set unterstützen. Es bedarf daher eines Schemas, das alle Teammitglieder erfüllen und die Kommunikationsabläufe koordiniert. Ziel ist es trotz der Anforderung zeiteffizient zu sein, so dass jedes Teammitglied Raum erhält seine Aufgabe gut erfüllen zu können - und dies ohne die anderen Arbeiten dabei zu stören.
Immer gilt der Leitsatz: „DIE SICHERHEIT GEHT VOR“. Kein Film der Welt rechtfertigt Verletzungen… auch wenn Zeitdruck herrscht!
Arbeitsschritt | |
---|---|
1. | Stellprobe/ Blocking |
2. | (Technischer) Einbau inkl. Technische Probe |
3. | Probe (Schauspiel + Timing) |
4. | Dreh (Pick-Ups? Schlussklappe?) |
5. | Abnahme/Q-Check |
6. | VFX? NurTon? Atmo? Standfoto? |
7. | Umbau |
Wiederholung des obigen Schemas für jede Einstellung.
Falls notwendig nach Plänen und Besprechungen laut Dispo und Shotlist.
Die Stellprobe wird wie alle Arbeitsschritte durch die Set-AL angesagt.
Beispiel:
Die Regie legt in diesem Arbeitsschritt mit den (original) Schauspielern und dem Team den genauen technischen Ablauf der Einstellung fest, die im Anschluss gedreht wird (siehe Auflösung/Storyboard). So kann unmittelbar darauf der technische Einbau dafür erfolgen (Kamera, Licht, Bühne, Ausstattung,…) Aktuelle Änderungen/Abweichungen vom ursprünglichen Plan werden hier geklärt.
In der Stellprobe sollen noch keine Timings, Geschwindigkeiten oder Emotionen/Ausdruck geprobt werden (diese erst in den echten Proben). In der SP soll lediglich zeiteffizient geklärt werden, was wo passieren soll, damit der Einbau präzise erfolgen kann. Klassiker ist hier, dass Teams schon in der SP Zeit in Proben investieren. Meist muss aber dann wenn die Technik real eingebaut ist, diese Arbeit wiederholt werden, da nun Vieles etwas anders ist als in der Theorie… die Zeit geht also verloren. Zusätzlich kann z.B. die Regie die Umbauzeiten nutzen um Text und Ausdruck separat in Ruhe zu proben, während das Team unter Zeitdruck versucht das beste Ergebnis zu erzielen und Platz dafür benötigt.
Die Stellprobe sollte so präzise und verbindlich wie möglich gemacht und die Ergebnisse markiert werden, damit nach dem Umbau keine aufwändigen Korrekturen (neuer Umbau) gemacht werden müssen!
Das Team ist aufgefordert konzentriert zu beobachten was genau in der Einstellung umgesetzt werden soll und welche Anforderungen dadurch jeweils an sie im Einzelnen gestellt werden. Hier können notwendigerweise aus dem Team kurze Fragen zur Präzisierung gestellt werden (z.B. nach Bildkanten…), damit der folgende Arbeitsgang „Einbau“ fehlerfrei umgesetzt werden kann.
Sämtliche Positionen der Kamera und der Schauspieler und alle Bewegungen müssen möglichst exakt (reproduzierbar!) festgelegt werden, damit keine Überraschungen mehr auftauchen können (Dolly-Einbau mit Schienen in der richtigen Höhe, mit Spielraum…; Licht: wo muss welches Licht hingebaut werden; etc.).
Das ganze Set arbeitet während dessen konzentriert mit. Jeder denkt konzentriert mit und überprüft in seinem Bereich wie und ob das Vorhaben problemlos und effizient umgesetzt werden kann (z.B.: Kann der Ton angeln ohne ins Bild zu kommen und ohne Schatten im Bild zu verursachen? Wie müssen Schienen und Dolly genau aufgebaut werden ohne dass das Equipment im Bild sein wird… von exakt welcher Optikhöhe bis zu welcher soll die Kamerabewegung sein, damit die Kamera auf Augenhöhe des Darstellers bleibt während er aufsteht… (messen!)? Wie muss das Licht eingebaut werden, wo muss umgebaut werden, wo sind die Bildkanten – wieweit kann Technik in den Raum ans Bild gestellt werden… wie muss also technisch auf die Aufgabenstellung reagiert werden?
Marken (Tape, Fühlmarken) für Schauspieler (2. Kameraassistenz) und Kamerapositionen (1. Kameraassistenz) setzen, damit alle hier erarbeiteten Daten/Positionen nach dem Einbau präzise reproduzierbar sind (wichtig für Fokus, Licht, Ton-Angler und „saubere“ Bilder [kein Equipment im Bild, keine Kabel,… gute Cadrage!]).
Dauer? So kurz wie möglich, so lang wie nötig. Je nach Komplexität z.B. 1-5 Minuten ansetzen Set-AL: „Die Stellprobe ist beendet - wir beginnen mit dem technischen Einbau - alle die nicht am Einbau beteiligt sind verlassen bitte das Set“ (damit die Techniker*innen möglichst schnell und ohne Gefährdung Anderer Arbeiten können.
Ansage Set-AL: „Technischer Einbau“ (mit Zeitansage, z.B. 15 Min., damit sich alle am Set danach richten können).
Dauer? Sollte so schnell wie möglich erfolgen, damit die wertvolle Zeit zum Drehen nicht minimiert wird. Eine sinnvolle und realistische Einschätzung sollte vom DoP (stellvertretend für das Kameradepartment: Licht, Kamera, Bühne), und Ausstattung zusammen mit dem Set-AL kurz vor der Ansage besprochen und festgelegt werden (z.B. 20 Min.). Geschickter Weise werden derlei kurze Absprachen immer schon im Vorfeld „nebenbei“ gemacht, damit man keine Zeit mit Besprechungen verbraucht. Vordenken und Vorplanen macht das Team schnell.
Jetzt sollte das Set nur dem technischen Team „gehören“, damit schnell aber auch sicher gearbeitet werden kann! („Alle Anderen verlassen das Set!“ Effizienz und Arbeitssicherheit sind gefragt!)
Licht-Doubels/Stand-Ins, möglichst mit gleichem Ersatzkostüm und passendem Aussehen und Größe, unterstützen bei technischen Proben die parallel zum Einbau stattfinden.
Parallele Arbeiten: Maske, Kostüm, evtl. Schauspielproben, -besprechungen, sowie Absprachen bzgl. des Timings für die kommenden Arbeitsschritte werden parallel getätigt, damit nie mehr Zeit als notwendig verbraucht wird.
Set-AL: Möglichst „5 Min.-Warnungen“ aussprechen - sie helfen das Team zeitlich zu synchronisieren und konstruktiv auf das Fertig-werden-müssen hinzuweisen.
DoP und Ausstattung stehen in engem Kontakt zum Set-AL um das Timing und die Synchronisation der Teamarbeit im Griff zu behalten.
Wichtig: Das Team macht unter Anleitung des DoPs bereits in der Einbauphase technische Proben! Damit soll gewährleistet werden, dass der technische Teil bereits funktioniert, bevor die Schauspieler ans Set kommen, um dann gemeinsam die Abläufe im Timing einzuproben.
Dauer des gesamten technischen Einbaus: Je nach Aufwand z.B. 5-20 Min. (Totale können aber auch mehr als eine Stunde einräumen…, Umzüge noch mehr).
Die vorher gemachte Ansage sollte immer möglichst genau eingehalten werden, damit alle im Team die eigene Arbeit effizient einteilen können. Es ist das Ziel, daß alle gemeinsam zum gleichen Zeitpunkt fertig werden und den nächsten Arbeitsschritt machen können (ohne sich gegenseitig stören zu müssen…). Dazu hält die Set-AL engen Kontakt zum DoP, Tonmeister, R-Asst,… und koordiniert und beobachtet ob alle fertig werden, oder ändert gegebenenfalls das Timing und gibt dies als laute Ansage ans Team weiter).
Ansage Set-AL:
Set-AL:
Regie:
(nur Regie beendet die Aktion)
Oft hilft es den ersten Durchgang in Zeitlupe zu machen, damit allen genau klar wird wer wann wo sein muss oder nicht sein darf…(z.B. bei Choreographie mit Schauspielern und Dolly…). Dabei könnte z.B. von Regie noch laut reingesprochen werden um zu erklären, wie das Timing sein soll.
Auch eine „technische Probe“ (ohne Emotionen der Schauspieler) eignet sich oft um Positionen und Fokus in den Griff zu bekommen. Manche Schauspieler werden schlechter, wenn sie zu oft das gleiche machen müssen… andere besser.
Hier können die Teammitglieder sich mit einbringen, falls nötig z.B. einen technischen Durchgang extra machen (ohne Schauspiel-Emotionen, damit die Darsteller nicht ihr Potenzial verspielen), um z.B. die Schärfen nehmen zu können, etc.
Es empfiehlt sich auch einen technischen Check zu machen ob z.B. das Mikro des Anglers so geführt werden kann, dass nicht nur der Ton gut ist, sondern auch das Mikro nie ins Bild kommt und keine Schatten im Bild verursacht (Bildkanten klären!, Fahrten,…). Nur was man getestet hat, kann man mit Sicherheit wissen – alles andere birgt evtl. noch Überraschungen.
Ziel ist es, dass alle für den Dreh so gut präpariert sind, dass er ohne Komplikationen und störungsfrei ablaufen kann, am besten sogar mehrmals hintereinander.
Man probt solange, bis man glaubt eine gute Einstellung drehen zu können. Das sollte aber trotzdem in Maßen (max. ca. 5 Min. - je nach Komplexität) bleiben, damit man technisch gut wird. Aber Vorsicht: Schauspieler können durch zu viele Proben weniger authentisch wirken, wenn sie schon in den Proben die Emotionen „erzählt“ haben und das Spiel „mechanisch“ wirkt.
Oft wird versucht gleich die Probe schon zu drehen. Das geht aber meist nach hinten los, weil dann in der Regel doch zu viele Ungenauigkeiten mangels Absprache entstehen, so dass nachgerichtet werden muss. Unterm Strich ist es dann meist doch ein Zeitverlust gewesen statt eines Gewinns. Auch das Drehverhältnis wird unnötig strapaziert, wenn nicht ausreichend gut geprobt wurde: Das generiert schnell viele Stunden Arbeitszeit für die Postproduktion und zahlt sich ebensowenig am Schneidetisch aus - denn unpräzise Aufnahmen fliegen im Schnitt meist sowieso raus.
Wenn die Probe gut war, sollte möglichst unmittelbar darauf der eigentliche Dreh folgen, um das gerade eingeprobte Timing nicht wieder zu verlieren.
Läuft genau nach dem gleichen Schema wie die Probe ab.
Nach Abnahme der Probe folgt: Set-AL:
Sobald alle drehbereit sind (Blickkontakt in die Runde) kommt die Ansage von der Set-AL:
Die Set-AL ruft, nachdem sie sich davon überzeugt hat, dass alle startklar sind, den Dreh ab. Die 2.Kameraassistenz (oder Skript, oder Dolly-Bühne,…) steht mit der Klappe bereit zur Ansage für Ton und Bildmarker.
Wenn absolute Ruhe eingekehrt ist und alle konzentriert und bereit sind ruft die Set-AL den Dreh ab:
Achtung: Dieses Procedere sollte sehr konzentriert ablaufen, damit weder die Konzentration des Teams leidet, noch die Kamera unnötig lange läuft und „Schrott“ aufzeichnet, der in der Summe viele Arbeitsstunden generiert, sowie das Drehverhältnis strapaziert.
Regie-Assistenz oder Set-AL rufen evtl. z.B. Hintergrundaktion zwischendurch per Zeichen ab. Die genaue Reihenfolge und das Timing sollte vorher in Proben ermittelt und beim Dreh genau kommuniziert werden. Konkrete Verabredungen und Zeichen für Komparserie, damit der Rhythmus stimmt: Festgelegte Abläufe.
Erst wenn die Regie „und…aus!“ sagt, wird der Dreh angehalten. Solange muss jeder weiter arbeiten. Nur die Regie beendet den Take und entscheidet den Abbruch. Ausnahme: Technischer Abbruch wegen eines Problems (z.B. Ton läuft nicht, Lampe kaputt,…) Störungen sollten sofort nach dem Take gemeldet werden (z.B. Wackler an der Kamera, kurzer Tonaussetzer…) damit sofort entschieden werden kann, ob man deshalb neu drehen muss, oder nicht (und man z.B. um das Problem in der Montage „drum herum schneiden“ kann).
Wenn der Dreh noch nicht gut war, kommt möglichst unmittelbar darauf der Dreh des nächsten Takes, um das gerade geprobte Timing nicht zu verlieren und sogar besser zu werden.
Dabei sollte z.B. von der Regie/DoP/Tonmeister möglichst genau kommuniziert werden welches Detail wie geändert werden soll, damit dieses Detail beim nächsten Take auch wirklich besser wird. Alles Weitere soll/darf nicht verändert werden und sollte möglichst konstant wiederholt werden!
Falls etwas doch noch erledigt werden muss bevor es weiter gehen kann, muss das laut angesagt werden (z.B. „Akkuwechsel“, Makeup, Requisite,…) und eine Zeitansage dafür für alle gemacht werden, da Kräfte und Konzentration für den kommenden Take aufgespart werden müssen um gut sein zu können. Die Spannung wird gehalten und alle sind still – außer die Regisseurin oder der Set-AL brechen ab, weil die Spannung aufgrund der Länge nicht zu halten ist. Die jeweilige Erledigung muss dann so schnell wie möglich gemacht werden, da so lange alle diszipliniert warten müssen um die Konzentration aufrecht zu halten (absolute Ruhe halten, schon zu Gunsten der Schauspieler, die sich konzentrieren müssen) sonst muss man von vorne anfangen und verliert viel Zeit.
Unmittelbar nach Beenden der Aufnahme muss die Regie (zusammen mit dem engsten Stab: DoP, Tonmeister) entscheiden, ob die Qualität der Aufnahme final befriedigend war (Schauspiel, Kamera, Ton,…) und die Aufnahme in den Film kommen kann, oder ob neu gedreht werden muss. Sie trägt für die Entscheidung darüber die Verantwortung. 4)
Hat die Regie life auf das Schauspiel sehen können gilt das als optimal, da auf diese Weise sofort und unvermittelt ein Feedback an die Darsteller gegeben werden kann! Die Cadrage, den Bildrhythmus kann die Regie entweder schon bei den Proben dirigieren/abnehmen, oder aber life über ein Monitoring beobachten. Dabei sollte die persönliche Nähe zum Set erhalten bleiben um die direkte Kommunikation (1. Darsteller, 2. Team) nicht umständlich zu machen.
Für die Abnahme der Einstellung konsultiert sie üblicherweise den DoP, Skript/Cont. und den Tonmeister, die sich ihrerseits innerhalb ihres Teams/Bereichs über die Qualität der Aufnahme versichern/versichert haben (z.B. DIT/VTR geben Feedback zum Fokus,…).
Dieses Procedere sollte möglichst in Sekundenschnelle ablaufen, damit im Falle, dass die Aufnahme wiederholt werden muss, nicht die Konzentration verloren geht und z.B. das gerade gewonnene Timing (oder eine Korrektur dazu) durch mühsames Proben wiedergefunden werden muss. Lange Ausführungen und Diskussionen sollten hier dringend vermieden werden. Hier zahlt es sich aus, wenn es im Team ein vertrauensvolles Verhältnis zu einander gibt – denn der Zeitdruck ist oft groß, und die Entscheidungen sind irgendwann nicht nur technisch-sachlich, sondern auch intuitiv zu treffen.
Ein Videoplayback sollte eher vermieden werden, da es in der Summe sehr viel Zeit (Drehzeit!) verschluckt (Teams neigen dazu Video zu sehen… und vergessen dabei nach vorne zu arbeiten). Notwendigerweise macht die Regie/DoP/Cont. jedoch eine Sichtung (Videoplayback-Check), wenn damit wiederum evtl. Drehzeit gespart werden kann.
Das Team ist dann schnell, wenn derlei Arbeitsgänge parallel eingespielt schnell zur Verfügung stehen, wenn sie gebraucht werden sollten.
Normalerweise konzentriert sich die Regie während der Aufnahme voll auf das Schauspiel und schaut ihnen (sehr eng aus der Kameraachse) life zu (denn so sieht man oft besser als über ein Videobild was der Schauspieler tut, wie es ihm (er)geht und was besser evtl. laufen könnte. Aus dieser Position bekommt sie auch gut mit, wie das Team gearbeitet hat und kann so unmittelbar nach dem Take Feedback und Anweisungen geben. Oft eignet es sich ihr dabei einen kleinen Monitor (z.B. On-Board Kamera) zur Verfügung zu stellen, damit sie gleichzeitig auch die Kadrage (Rhythmus/Synchronität) beurteilen kann. Regisseur*innen sollten möglichst nicht außerhalb des Sets hinter einem Monitor verschwinden, denn darunter leidet die Kommunikation enorm (außer es herrschen Ausnahmebedingungen wie Corona). Zu jedem Take kann die Regie sofort einen Kommentar an das Skript geben, welches diese Infos sofort notiert, um sie bei Mustersichtungen und für den Schnittraum zur Verfügung zu haben (enorme Zeiteinsparungen möglich!). Kommentare könnten sein: „NK“ für Nichtkopierer, „K“ für Kopierer, „Favorit“ oder „Ende gut“, „nur Anfang gut“, oder explizite Infos wie: „zu langsam, aber guter Ausdruck“,…
Wenn der Take gut war wird die Ansage „Fusselcheck“ gemacht. Der DIT am Monitor gibt sein technisches OK (z.B. Fokus, Bilder „sauber“ d.h. ohne Mikro im Bild, keine Kabel oder Tapemarken im Bild…, etc.).
Falls kein Problem auftaucht wird die Ansage „war Sauber!“ erwidert. Das ist dann das Zeichen, dass es weiter gehen kann im Programm. 5)
Einen weiteren Check (z.B. Schauspiel oder Timings) durch Playback kann man machen - das sollte aber sehr diszipliniert ablaufen und vermieden werden, da es immer viel Zeit frisst und damit Drehzeit kostet 6). Am besten schauen nur Regie, DoP, Operator, OB und Skript/Cont. das Playback an. Die anderen können z.B. während des Drehs live mitgucken. Manchmal eignet es sich auch, dass die Kameraassistenz sich das Playback ansieht um zu sehen wo Fokus-Probleme sind. Das kann u.U. helfen Probleme effizient zu eliminieren.
Das „Video-Village“ (DIT) sollte so stehen, dass es nah am Set ist um Wege abzukürzen, aber nicht die Arbeit am Set stört. Schauspieler dürfen normalerweise niemals mit gucken, weil das Probleme bringen kann, wenn Sie sich selber subjektiv betrachten. Das Team sollte schnell sichten können und am besten sehr schnell wieder ans Set kommen.
Nachdem die Einstellung künstlerisch und technisch gekauft wurde kann es sein, dass noch die eine oder andere Abteilung zur Erfüllung ihrer Aufgabe etwas Nachlauf braucht. Hierfür darf dann oftmals nichts am Set (auch keine Scheinwerfer) bewegt oder schon abgebaut werden. In dieser Zeit ist es meist nicht nötig, dass das ganze Team am Set steht und wartet sondern kann sich kurz abseits des Motivs entspannen bis die jeweilige Abteilung fertig ist und es weitergehen kann.
Unmittelbar nach Abnahme der letzten Einstellung kommt die Ansage von der Regie-Assistenz was als nächste Einstellung dran kommt und wie viel Zeit für den Umbau zur Verfügung steht. (Dazu klärt die Regie-Assistenz geschickterweise schon vorher in kurzen Pausen mit dem DoP wie viel Zeit die kommenden Umbauten beanspruchen werden– spätestens aber im Moment vor der Ansage.
Set-AL: „Die Einstellung XY ist „gestorben“! – Umbau auf Einstellung XX„ 7). „Stellprobenfertig werden bitte in X Min., bis xx:yy Uhr“. So sind alle Teammitglieder informiert was als nächstes auf sie zukommt, z.B. auch spontane Änderungen („neue Einstellung: Pick-Up auf XY, diese Stelle“). Sie wissen nun was sie zu tun haben und in welcher Zeit sie es zu erledigen haben.
Ein Umbau von „gestorben“ auf Stellprobe, sollte wie alles so schnell wie möglich gehen, und z.B. nur 1-2 Minuten dauern (es muss Platz gemacht werden, alle Personen die gebraucht werden müssen anwesend sein. z.B. 2. Darsteller,…).
Vor Allem der DoP muss hier die geplanten einzelnen Arbeiten zeitlich einschätzen 8), die Arbeitsreihenfolge entscheiden 9) und macht möglichst unmittelbar nach der Ansage der Regie-Assistenz seine Ansagen wiederum an sein Team.
Dazu können vom Team auch Zeitkorrekturen kommen, wenn es sein muss und mehr Zeit gebraucht wird (oder weniger . Es geht um eine möglichst realistische Einschätzung, damit niemand elend auf die anderen warten muss und ein möglichst effizienter Ablauf entsteht
10).
Danach wiederholt sich das ganze Schema möglichst immer wieder gleich von vorne, damit sich alle an die Form gewöhnen und ein effizienter Takt entstehen kann.
weitere Vorbauten sollten am Tage parallel zum Dreh laufen 11)
Vordenken und Arbeiten Vorbereiten macht die eigene Arbeit und damit das Team schneller! D.h. Informationen weitergeben! Z.B. Veränderungen von Einbauzeiten, Probleme,… Die Set-AL hat es in der Hand allen am Set viele Informationen zukommen zu lassen und alle immer informiert zu halten, was gerade passiert 12). Dazu kann es auch einmal gehören, dass eine Pause angeordnet wird, wenn alle in einem energetischen Tief hängen und die Fehlerquote steigt. Ziel ist es die Effizienz des Teams zu steigern in dem Aufmerksam beobachtet wird was die Kolleginnen und Kollegen brauchen und Informationen konstruktiv 13) distributiert werden.
„Was kann ich tun um den Prozess zu unterstützen? Kann ich schon etwas vorbereiten oder klären?“
„Was braucht meine direkte Partnerin von mir?“ Damit der Ablauf insgesamt reibungslos verläuft…?
Die Arbeitsatmosphäre sollte konzentriert, ruhig und diszipliniert sein. Gelegentlich muss der Set-AL dafür sorgen z.B. einmal das Team antreiben 14) oder einmal beruhigen, wenn alle nervös sind.
Alle Phasen werden immer vom Set-AL laut angesagt. Er/Sie leitet das Team an und gibt neben den Informationen mit seiner Art sowohl einen Takt als auch eine Stimmung an das Team weiter (z.B. schwungvoll und gut gelaunt auch nach der 10. Stunde noch, oder ermahnend fertig zu werden…).
Insgesamt ist man gut beraten pro Einstellung durchschnittlich eine volle Stunde zu rechnen. Das ist als Mittelwert realistisch, wenn alle Arbeitsschritte gezählt werden (Totale dauern länger, Ransprünge in der Achse sind meist schneller umsetzbar).
Zählt man alle Arbeiten für jede Einstellung mit Umzügen, Vorbauten, und alltäglichen Schwierigkeiten (Tonstörungen, Wetter, technische Probleme, zeitliche Fehlkakulationen,…) zusammen sind ca. 7 Einstellungen pro Drehtag als realistische Planung eine sinnvolle Richtlinie!
Hier ist insgesamt eiserne Disziplin gefordert, damit das Team effizient im Terminplan arbeiten kann.
Regel für Studioproduktionen: Max. 5 Drehtage (DT) in einem Zeitfenster von 14 Tagen.
Nochmal:
Es empfiehlt sich sehr an den ersten beiden Drehtagen nur das halbe oder 2/3 Pensum eines Tages zu planen, da erfahrungsgemäß zu Beginn jeder Produktion noch sehr viele der komplexen Vorgänge im Team und der Kommunikation „gefunden“ werden müssen, beziehungsweise zeitliche Einschätzungen erst durch Erfahrung präziser werden. Es ist psychologisch geschickter im positiven Fall lieber noch etwas zusätzlich drehen zu können, als geplante wichtige Einstellungen nicht zu schaffen.
Viel Erfolg beim Dreh!