FIXME ====== Setworkflow/Arbeitsabläufe bei Dreharbeiten ====== In den über hundert Jahren in denen jetzt Filme entstehen hat sich ein System etabliert. Zwar kann der Ablauf von Produktion zu Produktion und von Land zu Land leicht unterschiedlich sein, aber im Großen und Ganzen ist er überall ähnlich. ===== Arbeit im Team ===== Die Zusammenarbeit sollte (insbesondere bei einem studentischen Team) von Vertrauen und Respekt zueinander geprägt sein! Es macht mehr Freude, wenn jeder in seinem Bereich ernst genommen wird und seinen Beitrag zum Teamergebnis bringen kann.\\ Das eine Bild, das sich als Leitidee hier anbietet ist der Boxenstopp bei der „Formel Eins“: Alle arbeiten gut vorbereitet und parallel in kurzer Zeit effizient zusammen.\\ Ein anderes Bild ist eine menschliche Pyramide (z.B. von Artisten im Zirkus), die sich alle gegenseitig stützen. Jeder weiß, daß er auf die Anderen angewiesen ist, und nur dann wenn alle ihren Posten gut „stehen“ gelingt das Gesamtergebnis. Dann ist es nur selbstverständlich, wenn alle versuchen zu helfen, wenn es irgendwo einmal hakt, oder nicht stabil läuft.\\ Der professionelle Ansatz ist sich zu fragen: „Was kann ich (in meiner Position) zum Gelingen des Gesamtziels beitragen?“ Jetzt, insgesamt, in diesem Arbeitsschritt,... Was brauche ich, was braucht mein Kollege, damit wir gut zusammen funktionieren können...?\\ Auch ein studentisches Filmteam braucht eine hierarchische Struktur, damit Entscheidungen sinnvoll und effizient gefällt werden können. Um die Anforderungen in einer hierarchischen Sturuktur gut umsetzen zu können und trotzdem respektvoll miteinander umzugehen, bedarf es der Fähigkeit die beiden Rollen, die jeder hat, bewusst anzuwenden: - Als Kommilitone sind alle gleichberechtigt und können sich demokratisch in die Diskussion einbringen. - Als Mitglied eines Drehstabs erfüllt jeder eine Rolle in einem System und trägt die Verantwortung in seinem Bereich, dass alles gut funktioniert. Im Idealfall können studentische Teams zwischen diesen Rollen je nach Situation wechseln... Wenn am Set gearbeitet oder Entscheidungen gefällt werden müssen gibt es definierte Bereiche in dem jeder agieren kann und muss. „Man kann nicht demokratisch segeln“ , „lauter Top-Solisten brauchen eeine Dirigentin/ einen Dirigenten als Taktgeber, damit es eine gemeinsame Musik werden kann“,... sind die Bilder, die sich hier anbieten. ==== Setiquette ==== * In der Regel hat jeder am Set ein Interesse daran das bestmögliche Ergebnis abzuliefern. Hierzu ist jedes Berufsbild am Set wichtig. Zeigt Respekt - kein Film wird von einem einzelnen Gewerk hergestellt. * Niemals ungefragt Material von einem anderen Department transportieren. Wenn nötig und Ihr gerade Zeit habt bietet Eure Unterstützung an und lasst Euch von Personen aus dem Department einweisen was wohin kommt. * In jeder Abteilung gibt es einige die immer unmittelbar am Set stehen (müssen) und oft unter hohem Druck stehen. Das hat oft zur Folge dass sie Grundlegendes wie essen und/oder trinken während der Arbeit vergessen oder vernachlässigen. Versucht Euch in Eure Kommilitonen zu versetzen und unterstützt sie bitte so gut Ihr könnt. Das kann beispielsweise das anbieten von einem Getränk oder einem Snack oder auch nur das Erinnern an Essen und Trinken in einer kurzen Verschnaufpause sein (dabei bitte an ausreichenden Abstand zur Technik denken). Ihr seid ein Team und als solches füreinander verantwortlich. ===== Leitfaden für Planung, Setabläufe, Ansagen, Organisation beim Filmdreh (Entwurf) ===== Grundsätzlich soll dieses in 100 Jahren Filmarbeit gewachsene Arbeitsschema ein koordiniertes, strukturiertes und vor allem effizientes Arbeiten am Set unterstützen. Es bedarf daher eines Schemas, das alle Teammitglieder erfüllen und die Kommunikationsabläufe koordiniert. Ziel ist es trotz der Anforderung zeiteffizient zu sein, so dass jedes Teammitglied Raum erhält seine Aufgabe gut erfüllen zu können - und dies ohne die anderen Arbeiten dabei zu stören.\\ Immer gilt der Leitsatz: „__DIE SICHERHEIT GEHT VOR__“. Kein Film der Welt rechtfertigt Verletzungen... auch wenn Zeitdruck herrscht! ===== Arbeitsschritte pro Einstellung ===== (Umzug((Bei Umzügen die Anreise von Cast, Crew & Material planen. Hierzu ist in der Regel auch eine Fahrdispo nötig damit niemand am alten Motiv 1 zurückbleiben muss weil zu wenig Sitzplätze in den Fahrzeugen vorhanden sind.)))\\ ([[dreh:setworkflow:setworkflow#Vorbau|Vorbau]]) ^ ^ Arbeitsschritt ^ | 1. | [[dreh:setworkflow:setworkflow#Stellprobe/ Blocking|Stellprobe/ Blocking]] | | 2. | [[dreh:setworkflow:setworkflow#(Technischer) Einbau|(Technischer) Einbau inkl. Technische Probe]] | | 3. | [[dreh:setworkflow:setworkflow#Probe|Probe]] (Schauspiel + Timing) | | 4. | [[dreh:setworkflow:setworkflow#Dreh|Dreh]] (Pick-Ups? Schlussklappe?) | | 5. | [[dreh:setworkflow:setworkflow#Abnahme|Abnahme/Q-Check]] | | 6. | [[dreh:setworkflow:setworkflow#Optional: VFX, Nurton, Atmo, Standfoto|VFX? NurTon? Atmo? Standfoto?]] | | 7. | [[dreh:setworkflow:setworkflow#Umbau|Umbau]] | Wiederholung des obigen Schemas für jede Einstellung. ==== Vorbau ==== Falls notwendig nach Plänen und Besprechungen laut Dispo und Shotlist. * Zeitpunkt für Stellprobe veranschlagen und entsprechend Ansagen. * Zeitabsprache? ==== 1. Stellprobe/ Blocking ==== Die Stellprobe wird wie alle Arbeitsschritte durch die Set-AL angesagt.\\ Beispiel: - Ansage: "Achtung bitte in einer Minute bereithalten für die Stellprobe der Einstellung XY, Ranfahrt von Halbtotal auf Halbnah auf Figur YX." - Ansage der Set-AL: "Ruhe bitte für die Stellprobe - alles auf Anfang für die Stellprobe" Die Regie legt in diesem Arbeitsschritt __mit den (original) Schauspielern und dem Team__ den genauen __technischen__ Ablauf der Einstellung fest, die im Anschluss gedreht wird (siehe Auflösung/Storyboard). So kann unmittelbar darauf der technische Einbau dafür erfolgen (Kamera, Licht, Bühne, Ausstattung,...) Aktuelle Änderungen/Abweichungen vom ursprünglichen Plan werden hier geklärt. **In der Stellprobe sollen noch keine Timings, Geschwindigkeiten oder Emotionen/Ausdruck geprobt werden** (diese erst in den echten Proben). In der SP soll lediglich zeiteffizient geklärt werden, was wo passieren soll, damit der Einbau präzise erfolgen kann. Klassiker ist hier, dass Teams schon in der SP Zeit in Proben investieren. Meist muss aber dann wenn die Technik real eingebaut ist, diese Arbeit wiederholt werden, da nun Vieles etwas anders ist als in der Theorie... die Zeit geht also verloren. Zusätzlich kann z.B. die Regie die Umbauzeiten nutzen um Text und Ausdruck separat in Ruhe zu proben, während das Team unter Zeitdruck versucht das beste Ergebnis zu erzielen und Platz dafür benötigt. Die Stellprobe sollte **so präzise und verbindlich wie möglich** gemacht und die Ergebnisse markiert werden, damit nach dem Umbau keine aufwändigen Korrekturen (neuer Umbau) gemacht werden müssen! **Das Team ist aufgefordert konzentriert zu beobachten was genau in der Einstellung umgesetzt werden soll und welche Anforderungen dadurch jeweils an sie im Einzelnen gestellt werden**. Hier können notwendigerweise aus dem Team kurze Fragen zur Präzisierung gestellt werden (z.B. nach Bildkanten...), damit der folgende Arbeitsgang "[[dreh:setworkflow:setworkflow#(Technischer) Einbau|Einbau]]" fehlerfrei umgesetzt werden kann. Sämtliche Positionen der Kamera und der Schauspieler und alle Bewegungen müssen möglichst exakt (reproduzierbar!) festgelegt werden, damit keine Überraschungen mehr auftauchen können (Dolly-Einbau mit Schienen in der richtigen Höhe, mit Spielraum...; Licht: wo muss welches Licht hingebaut werden; etc.). Das ganze Set arbeitet während dessen konzentriert mit. **Jeder denkt konzentriert mit und überprüft in seinem Bereich wie und ob das Vorhaben problemlos und effizient umgesetzt werden kann** (z.B.: Kann der Ton angeln ohne ins Bild zu kommen und ohne Schatten im Bild zu verursachen? Wie müssen Schienen und Dolly genau aufgebaut werden ohne dass das Equipment im Bild sein wird... von exakt welcher Optikhöhe bis zu welcher soll die Kamerabewegung sein, damit die Kamera auf Augenhöhe des Darstellers bleibt während er aufsteht... (messen!)? Wie muss das Licht eingebaut werden, wo muss umgebaut werden, wo sind die Bildkanten – wieweit kann Technik in den Raum ans Bild gestellt werden... wie muss also technisch auf die Aufgabenstellung reagiert werden? **Marken** (Tape, Fühlmarken) **für Schauspieler** (2. Kameraassistenz) **und Kamerapositionen** (1. Kameraassistenz) **setzen, damit alle hier erarbeiteten Daten/Positionen nach dem Einbau präzise reproduzierbar sind** (wichtig für Fokus, Licht, Ton-Angler und „saubere“ Bilder [kein Equipment im Bild, keine Kabel,... gute Cadrage!]). **Dauer?** So kurz wie möglich, so lang wie nötig. Je nach Komplexität z.B. 1-5 Minuten ansetzen Set-AL: "Die Stellprobe ist beendet - wir beginnen mit dem technischen Einbau - alle die nicht am Einbau beteiligt sind verlassen bitte das Set" (damit die Techniker*innen möglichst schnell und ohne Gefährdung Anderer Arbeiten können. ==== 2. (Technischer) Einbau ==== Ansage Set-AL: „Technischer Einbau“ (mit Zeitansage, z.B. 15 Min., damit sich alle am Set danach richten können). **Dauer?** Sollte so schnell wie möglich erfolgen, damit die wertvolle Zeit zum Drehen nicht minimiert wird. Eine sinnvolle und **realistische Einschätzung** sollte vom DoP (stellvertretend für das Kameradepartment: Licht, Kamera, Bühne), und Ausstattung zusammen mit dem Set-AL kurz vor der Ansage besprochen und festgelegt werden (z.B. 20 Min.). Geschickter Weise werden derlei kurze Absprachen immer schon im Vorfeld "nebenbei" gemacht, damit man keine Zeit mit Besprechungen verbraucht. Vordenken und Vorplanen macht das Team schnell. Jetzt sollte das Set nur dem technischen Team „gehören“, damit **schnell aber auch sicher gearbeitet werden kann!** („Alle Anderen verlassen das Set!“ Effizienz und Arbeitssicherheit sind gefragt!) Licht-Doubels/Stand-Ins, möglichst mit gleichem Ersatzkostüm und passendem Aussehen und Größe, unterstützen bei technischen Proben die parallel zum Einbau stattfinden. Parallele Arbeiten: Maske, Kostüm, evtl. Schauspielproben, -besprechungen, sowie Absprachen bzgl. des Timings für die kommenden Arbeitsschritte werden parallel getätigt, damit nie mehr Zeit als notwendig verbraucht wird. Set-AL: Möglichst **„5 Min.-Warnungen“ aussprechen - sie helfen das Team zeitlich zu synchronisieren** und konstruktiv auf das Fertig-werden-müssen hinzuweisen. DoP und Ausstattung stehen in engem Kontakt zum Set-AL um das Timing und die Synchronisation der Teamarbeit im Griff zu behalten. **Wichtig:** Das Team macht unter Anleitung des DoPs bereits in der Einbauphase **technische Proben**! Damit soll gewährleistet werden, dass der technische Teil bereits funktioniert, bevor die Schauspieler ans Set kommen, um dann gemeinsam die Abläufe im Timing einzuproben. Dauer des gesamten technischen Einbaus: Je nach Aufwand z.B. 5-20 Min. (Totale können aber auch mehr als eine Stunde einräumen..., Umzüge noch mehr). Die vorher gemachte Ansage sollte immer möglichst genau eingehalten werden, damit alle im Team die eigene Arbeit effizient einteilen können. Es ist das Ziel, daß alle gemeinsam zum gleichen Zeitpunkt fertig werden und den nächsten Arbeitsschritt machen können (ohne sich gegenseitig stören zu müssen...). Dazu hält die Set-AL engen Kontakt zum DoP, Tonmeister, R-Asst,... und koordiniert und beobachtet ob alle fertig werden, oder ändert gegebenenfalls das Timing und gibt dies als laute Ansage ans Team weiter). Ansage Set-AL: * **„Achtung, der Technische Einbau ist fertig - bitte Probenfertig machen! Wir proben (z.B.) in einer halben Minute!“** ==== 3. Probe ==== Set-AL: * **„Achtung, bitte probenfertig machen“** * **„Alle fertig für eine Probe?“**... (Check ob es wirklich losgehen kann und alle zusammen konzentriert anfangen können. Es verschleudert Energie und verschlechtert das Konzentrationsvermögen, wenn es hier nicht klar ist. Jeder am Set muss nun mit 100% Aufmerksamkeit mitarbeiten, z.B. auch sofort melden, wenn etwas noch nicht geht und wie lange es z.B. noch dauert bis es geht (z.B. plötzlicher Akkuwechsel: K-Asst.: "Sorry Akkuwechsel an der Kamera: 30 Sek."). Synchronisation und Konzentration sind hier entscheidend für das Teamergebnis! * **"Achtung, wir proben!"** * **"Probe ab!"** Regie: * **"...und - Bitte!"** (nur Regie beendet die Aktion) * **"...und aus!"** Oft hilft es den ersten Durchgang in Zeitlupe zu machen, damit allen genau klar wird wer wann wo sein muss oder nicht sein darf...(z.B. bei Choreographie mit Schauspielern und Dolly...). Dabei könnte z.B. von Regie noch laut reingesprochen werden um zu erklären, wie das Timing sein soll.\\ Auch eine „technische Probe“ (ohne Emotionen der Schauspieler) eignet sich oft um Positionen und Fokus in den Griff zu bekommen. Manche Schauspieler werden schlechter, wenn sie zu oft das gleiche machen müssen... andere besser. Hier können die Teammitglieder sich mit einbringen, falls nötig z.B. einen technischen Durchgang extra machen (ohne Schauspiel-Emotionen, damit die Darsteller nicht ihr Potenzial verspielen), um z.B. die Schärfen nehmen zu können, etc. Es empfiehlt sich auch einen technischen Check zu machen ob z.B. das Mikro des Anglers so geführt werden kann, dass nicht nur der Ton gut ist, sondern auch das Mikro nie ins Bild kommt und keine Schatten im Bild verursacht (Bildkanten klären!, Fahrten,...). Nur was man getestet hat, kann man mit Sicherheit wissen – alles andere birgt evtl. noch Überraschungen. Ziel ist es, dass alle für den Dreh so gut präpariert sind, dass er ohne Komplikationen und störungsfrei ablaufen kann, am besten sogar mehrmals hintereinander. Man probt solange, bis man glaubt eine gute Einstellung drehen zu können. Das sollte aber trotzdem in Maßen (max. ca. 5 Min. - je nach Komplexität) bleiben, damit man technisch gut wird. Aber Vorsicht: Schauspieler können durch zu viele Proben weniger authentisch wirken, wenn sie schon in den Proben die Emotionen "erzählt" haben und das Spiel "mechanisch" wirkt. Oft wird versucht gleich die Probe schon zu drehen. Das geht aber meist nach hinten los, weil dann in der Regel doch zu viele Ungenauigkeiten mangels Absprache entstehen, so dass nachgerichtet werden muss. Unterm Strich ist es dann meist doch ein Zeitverlust gewesen statt eines Gewinns. Auch das Drehverhältnis wird unnötig strapaziert, wenn nicht ausreichend gut geprobt wurde: Das generiert schnell viele Stunden Arbeitszeit für die Postproduktion und zahlt sich ebensowenig am Schneidetisch aus - denn unpräzise Aufnahmen fliegen im Schnitt meist sowieso raus. Wenn die Probe gut war, sollte möglichst unmittelbar darauf der eigentliche Dreh folgen, um das gerade eingeprobte Timing nicht wieder zu verlieren. ==== 4. Dreh ==== Läuft genau nach dem gleichen Schema wie die Probe ab. Nach Abnahme der Probe folgt: Set-AL: * **„Bitte Drehfertig machen!“/“Achtung wir machen drehfertig“** (Maske, Kostüm, Kamera, Licht,... können kurz(!) „letzte Korrekturen“ machen („last touches“), auch z.B. letztes Puder bei den Schauspielern, aber bitte nur kurz, sonst kann das Team nicht die wertvolle Konzentration halten und man muss alle wieder kurz entspannen lassen und danach erneut zur Ruhe und Konzentration bringen (und so etwas spürt man sehr deutlich gegen Arbeitstagsende...). * **Die Set-AL hält den Kontakt zu allen Teammitgliedern und dirigiert das Set!** Sobald alle drehbereit sind (Blickkontakt in die Runde) kommt die Ansage von der Set-AL: * **„Achtung wir drehen! – Ruhe bitte! Alle auf Anfang!“** (jetzt müssen alle spätestens für die Aufnahme fertig präpariert sein und diszipliniert wie ein Orchester für den Einsatz funktionieren!). Die Set-AL ruft, nachdem sie sich davon überzeugt hat, dass alle startklar sind, den Dreh ab. Die 2.Kameraassistenz (oder Skript, oder Dolly-Bühne,...) steht mit der Klappe bereit zur Ansage für Ton und Bildmarker.\\ Wenn absolute Ruhe eingekehrt ist und alle konzentriert und bereit sind ruft die Set-AL den Dreh ab: - **Set-AL: "Ton ab!" - Antwort vom Tonmeister: „Läuft!“** (sobald der Ton wirklich läuft). - **Tonansage von 2. Kameraassistenz: „Szenen Nr. + Take Nr.“**((z.B.: "Siebenunddreißig Eins die Zwo" für Szene 37-1, Take 2)) - Die vorher festgelegte Person (1.Kameraassistenz oder Operator) schaltet bereits während der Take-Ansage die Kamera ein, prüft ob die Klappe voll sichtbar und scharf ist und gibt der 2. Kameraassistenz akustisch durch das Wort **"Klapp!"** das **Signal die Klappe zu schlagen** (= Ton-Bild-Synchron-Marker). **Alternativ:** Set-AL: "Kamera ab!", 1.KA antwortet „Läuft!“ + 2.KA schlägt die Klappe. - Sollte das aus irgendwelchen Gründen nicht gut laufen wird laut angesagt: „Zweite Klappe gilt“, und die Klappe wird nochmal geschlagen (= Ton- und Bildmarker sind gemacht). - Wenn sich die Klappe am Anfang nicht drehen lässt wird eine Schlussklappe geschlagen. Dann am Anfang nur alles Abrufen, auf Schlußklappe hinweisen und am Ende Tonansage machen und Klappe mit Sticks nach Unten und der Schrift auf dem Kopf schlagen (= Zeichen für Schlußklappe). - An dieser Stelle gibt der **Kamera-Operator** ein kurzes **„Set!“** an, wenn die Cadrage und der Fokus nach der Klappenaufnahme wieder für die Einstellung auf Anfang gestellt wurden und drehfertig sind (und gibt allen damit das Signal, dass jetzt alles Drehfertig ist. - **Regie: "...und... Bitte!"** Es wird gedreht! ((Meist mit dem einleitenden Vorlauf-Wort „und...“ damit sich alle auf ein gemeinsames Timing synchronisieren können: Schauspieler, Schwenk, Dolly, Tonangler,...)) :!: **Achtung:** Dieses Procedere sollte sehr konzentriert ablaufen, damit weder die Konzentration des Teams leidet, noch die Kamera unnötig lange läuft und "Schrott" aufzeichnet, der in der Summe viele Arbeitsstunden generiert, sowie das Drehverhältnis strapaziert. Regie-Assistenz oder Set-AL rufen evtl. z.B. Hintergrundaktion zwischendurch per Zeichen ab. Die genaue Reihenfolge und das Timing sollte vorher in Proben ermittelt und beim Dreh genau kommuniziert werden. Konkrete Verabredungen und Zeichen für Komparserie, damit der Rhythmus stimmt: Festgelegte Abläufe. __Erst wenn die **Regie „und...aus!**“ sagt, wird der Dreh angehalten__. Solange muss jeder weiter arbeiten. Nur die Regie beendet den Take und entscheidet den Abbruch. Ausnahme: Technischer Abbruch wegen eines Problems (z.B. Ton läuft nicht, Lampe kaputt,...) Störungen sollten sofort nach dem Take gemeldet werden (z.B. Wackler an der Kamera, kurzer Tonaussetzer...) damit sofort entschieden werden kann, ob man deshalb neu drehen muss, oder nicht (und man z.B. um das Problem in der Montage „drum herum schneiden“ kann). Wenn der Dreh noch nicht gut war, kommt **möglichst unmittelbar darauf der Dreh des nächsten Takes**, um das gerade geprobte Timing nicht zu verlieren und sogar besser zu werden. **Dabei sollte z.B. von der Regie/DoP/Tonmeister möglichst genau kommuniziert werden welches Detail wie geändert werden soll, damit dieses Detail beim nächsten Take auch wirklich besser wird.** Alles Weitere soll/darf nicht verändert werden und sollte möglichst konstant wiederholt werden!\\ Falls etwas doch noch erledigt werden muss bevor es weiter gehen kann, muss das laut angesagt werden (z.B. „Akkuwechsel“, Makeup, Requisite,...) und eine Zeitansage dafür für alle gemacht werden, da Kräfte und Konzentration für den kommenden Take aufgespart werden müssen um gut sein zu können. Die Spannung wird gehalten und alle sind still – außer die Regisseurin oder der Set-AL brechen ab, weil die Spannung aufgrund der Länge nicht zu halten ist. Die jeweilige Erledigung muss dann so schnell wie möglich gemacht werden, da so lange alle diszipliniert warten müssen um die Konzentration aufrecht zu halten (absolute Ruhe halten, schon zu Gunsten der Schauspieler, die sich konzentrieren müssen) sonst muss man von vorne anfangen und verliert viel Zeit. ==== 5. Abnahme ==== Unmittelbar nach Beenden der Aufnahme muss die Regie (zusammen mit dem engsten Stab: DoP, Tonmeister) entscheiden, ob die Qualität der Aufnahme final befriedigend war (Schauspiel, Kamera, Ton,...) und die Aufnahme in den Film kommen kann, oder ob neu gedreht werden muss. Sie trägt für die Entscheidung darüber die Verantwortung. ((Besser ginge es fast immer. Aber wenn man nicht im Zeitplan bleibt riskiert man es Einstellungen am Ende des Tages aus dem Pensum des Tages streichen zu müssen!)) Hat die Regie life auf das Schauspiel sehen können gilt das als optimal, da auf diese Weise sofort und unvermittelt ein Feedback an die Darsteller gegeben werden kann! Die Cadrage, den Bildrhythmus kann die Regie entweder schon bei den Proben dirigieren/abnehmen, oder aber life über ein Monitoring beobachten. **Dabei sollte die persönliche Nähe zum Set erhalten bleiben** um die direkte Kommunikation (1. Darsteller, 2. Team) nicht umständlich zu machen.\\ Für die Abnahme der Einstellung konsultiert sie üblicherweise den DoP, Skript/Cont. und den Tonmeister, die sich ihrerseits innerhalb ihres Teams/Bereichs über die Qualität der Aufnahme versichern/versichert haben (z.B. DIT/VTR geben Feedback zum Fokus,...).\\ **Dieses Procedere sollte möglichst in Sekundenschnelle ablaufen**, damit im Falle, dass die Aufnahme wiederholt werden muss, nicht die Konzentration verloren geht und z.B. das gerade gewonnene Timing (oder eine Korrektur dazu) durch mühsames Proben wiedergefunden werden muss. **Lange Ausführungen und Diskussionen sollten hier dringend vermieden werden.** Hier zahlt es sich aus, wenn es im Team ein vertrauensvolles Verhältnis zu einander gibt – denn der Zeitdruck ist oft groß, und die Entscheidungen sind irgendwann nicht nur technisch-sachlich, sondern auch intuitiv zu treffen.\\ Ein **Videoplayback** sollte eher vermieden werden, da es in der Summe sehr viel Zeit (Drehzeit!) verschluckt (Teams neigen dazu Video zu sehen... und vergessen dabei nach vorne zu arbeiten). Notwendigerweise macht die Regie/DoP/Cont. jedoch eine Sichtung (Videoplayback-Check), wenn damit wiederum evtl. Drehzeit gespart werden kann.\\ **Das Team ist dann schnell, wenn derlei Arbeitsgänge parallel eingespielt schnell zur Verfügung stehen, wenn sie gebraucht werden sollten.** Normalerweise konzentriert sich die Regie während der Aufnahme voll auf das Schauspiel und schaut ihnen (sehr eng aus der Kameraachse) life zu (denn so sieht man oft besser als über ein Videobild was der Schauspieler tut, wie es ihm (er)geht und was besser evtl. laufen könnte. Aus dieser Position bekommt sie auch gut mit, wie das Team gearbeitet hat und kann so unmittelbar nach dem Take Feedback und Anweisungen geben. Oft eignet es sich ihr dabei einen kleinen Monitor (z.B. On-Board Kamera) zur Verfügung zu stellen, damit sie gleichzeitig auch die Kadrage (Rhythmus/Synchronität) beurteilen kann. Regisseur*innen sollten möglichst nicht außerhalb des Sets hinter einem Monitor verschwinden, denn darunter leidet die Kommunikation enorm (außer es herrschen Ausnahmebedingungen wie Corona). Zu jedem Take kann die Regie sofort einen **Kommentar an das Skript geben**, welches diese Infos sofort notiert, um sie **bei Mustersichtungen und für den Schnittraum** zur Verfügung zu haben (enorme Zeiteinsparungen möglich!). Kommentare könnten sein: „NK“ für Nichtkopierer, „K“ für Kopierer, „Favorit“ oder „Ende gut“, „nur Anfang gut“, oder explizite Infos wie: „zu langsam, aber guter Ausdruck“,... === QC/Check === Wenn der Take gut war wird die Ansage **„Fusselcheck“** gemacht. Der **DIT** am Monitor gibt sein technisches OK (z.B. Fokus, Bilder „sauber“ d.h. ohne Mikro im Bild, keine Kabel oder Tapemarken im Bild..., etc.).\\ Falls kein Problem auftaucht wird die Ansage **„war Sauber!“** erwidert. Das ist dann das Zeichen, dass es weiter gehen kann im Programm. ((Beim Film wurde das OK von der 1. Kameraassistenz gegeben, nachdem er nach jedem abgenommenen Take das Bildfenster überprüft hatte.))\\ Einen weiteren Check (z.B. Schauspiel oder Timings) durch Playback kann man machen - das sollte aber sehr diszipliniert ablaufen und vermieden werden, da es immer viel Zeit frisst und damit Drehzeit kostet ((In der Regel genauso viel Zeit wie ein weiterer Dreh.)). Am besten schauen nur Regie, DoP, Operator, OB und Skript/Cont. das Playback an. Die anderen können z.B. während des Drehs live mitgucken. Manchmal eignet es sich auch, dass die Kameraassistenz sich das Playback ansieht um zu sehen wo Fokus-Probleme sind. Das kann u.U. helfen Probleme effizient zu eliminieren.\\ Das „Video-Village“ (DIT) sollte so stehen, dass es nah am Set ist um Wege abzukürzen, aber nicht die Arbeit am Set stört. Schauspieler dürfen normalerweise niemals mit gucken, weil das Probleme bringen kann, wenn Sie sich selber subjektiv betrachten. Das Team sollte schnell sichten können und am besten sehr schnell wieder ans Set kommen. ==== 6. Optional: VFX, Nurton, Atmo, Standfoto ==== Nachdem die Einstellung künstlerisch und technisch gekauft wurde kann es sein, dass noch die eine oder andere Abteilung zur Erfüllung ihrer Aufgabe etwas Nachlauf braucht. Hierfür darf dann oftmals nichts am Set (auch keine Scheinwerfer) bewegt oder schon abgebaut werden. In dieser Zeit ist es meist nicht nötig, dass das ganze Team am Set steht und wartet sondern kann sich kurz abseits des Motivs entspannen bis die jeweilige Abteilung fertig ist und es weitergehen kann. ==== 7. Umbau ==== Unmittelbar nach Abnahme der letzten Einstellung kommt die Ansage von der Regie-Assistenz was als nächste Einstellung dran kommt und wie viel Zeit für den Umbau zur Verfügung steht. (Dazu klärt die Regie-Assistenz geschickterweise schon vorher in kurzen Pausen mit dem DoP wie viel Zeit die kommenden Umbauten beanspruchen werden– spätestens aber im Moment vor der Ansage. **Set-AL: „Die Einstellung XY ist „gestorben“! – Umbau auf Einstellung XX"** ((Hier bitte wieder genaue Angaben machen, z.B. „Halbnahe Overshoulder auf Norbert mit Ranfahrt in Einer, 24mm Optik, aufsichtig“. Es eignen sich alle Infos, die schon bekannt sind und für den technischen Einbau von Interesse sein können.)). **"Stellprobenfertig werden bitte in X Min., bis xx:yy Uhr“**. So sind alle Teammitglieder informiert was als nächstes auf sie zukommt, z.B. auch spontane Änderungen („neue Einstellung: Pick-Up auf XY, diese Stelle“). Sie wissen nun was sie zu tun haben und in welcher Zeit sie es zu erledigen haben. **Ein Umbau von „gestorben“ auf Stellprobe, sollte wie alles so schnell wie möglich gehen, und z.B. nur 1-2 Minuten dauern** (es muss Platz gemacht werden, alle Personen die gebraucht werden müssen anwesend sein. z.B. 2. Darsteller,...). Vor Allem der **DoP** muss hier die geplanten einzelnen Arbeiten zeitlich einschätzen ((können Kamera-, Bühnen- und Lichteinbauten z.B. parallel laufen, oder müssen sie aus Platzgründen nacheinander gemacht werden...wie ist die Reihenfolge, wie lange dauert jede Arbeit)), die Arbeitsreihenfolge entscheiden ((das macht er i.d.R. in vorheriger Absprache mit seinen Mitarbeitern: K.Asst, Operator, Bühne, OB)) und macht möglichst unmittelbar nach der Ansage der Regie-Assistenz seine Ansagen wiederum an sein Team. Dazu können vom Team auch Zeitkorrekturen kommen, wenn es sein muss und mehr Zeit gebraucht wird (oder weniger ;-). Es geht um eine **möglichst realistische Einschätzung**, damit niemand elend auf die anderen warten muss und ein möglichst effizienter Ablauf entsteht ((die Schauspieler können z.B. am Catering oder in der Garderobe relaxen/ die Zeit zur Vorbereitung nutzen. In Wartestellung am Set verschwendet man schnell ihre Energie und riskiert die Konzentration zu verlieren)). **Danach wiederholt sich das ganze Schema möglichst immer wieder gleich von vorne**, damit sich alle an die Form gewöhnen und ein effizienter Takt entstehen kann.\\ weitere Vorbauten sollten am Tage parallel zum Dreh laufen ((z.B. Außenaufbauten, oder Einbauten im nächsten Set,...)) ==== Grundsätzlich gilt für jeden am Set ==== **Vordenken und Arbeiten Vorbereiten macht die eigene Arbeit und damit das Team schneller!** D.h. Informationen weitergeben! Z.B. Veränderungen von Einbauzeiten, Probleme,... Die Set-AL hat es in der Hand allen am Set viele Informationen zukommen zu lassen und alle immer informiert zu halten, was gerade passiert ((Manchmal weiß sonst keiner mehr wer auf wen gerade wartet - daher ist es die Aufgabe der Set-AL, dies zu hinterfragen und immer anzutreiben - mal mit "Zuckerbrot", mal mit der "Peitsche")). Dazu kann es auch einmal gehören, dass eine Pause angeordnet wird, wenn alle in einem energetischen Tief hängen und die Fehlerquote steigt. Ziel ist es die Effizienz des Teams zu steigern in dem Aufmerksam beobachtet wird was die Kolleginnen und Kollegen brauchen und Informationen konstruktiv ((hierarchische Struktur!)) distributiert werden. **„Was kann ich tun um den Prozess zu unterstützen? Kann ich schon etwas vorbereiten oder klären?“\\ "Was braucht meine direkte Partnerin von mir?" Damit der Ablauf insgesamt reibungslos verläuft...?** Die Arbeitsatmosphäre sollte konzentriert, ruhig und diszipliniert sein. Gelegentlich muss der Set-AL dafür sorgen z.B. einmal das Team antreiben ((zur Konzentration aufrufen, wach rütteln,...)) oder einmal beruhigen, wenn alle nervös sind. ===== Set-Ansagen/Set-Organisation ===== __Alle Phasen werden immer vom Set-AL laut angesagt.__ Er/Sie leitet das Team an und gibt neben den Informationen mit seiner Art sowohl einen Takt als auch eine Stimmung an das Team weiter (z.B. schwungvoll und gut gelaunt auch nach der 10. Stunde noch, oder ermahnend fertig zu werden...). * Erinnerungen an Zeiten und Verabredungen sind hilfreich. * Ein freundlicher Ton ist sehr wichtig um motivierend zu bleiben!!! * ...der aber auch bestimmt werden können muss. (Ermahnungen um in der Zeit, die disponiert/verabredet wurde zu bleiben). Oft hilft es zu sagen wie viel Zeit man drüber ist. * Grundsätzlich sollte immer eine __konzentrierte und disziplinierte, aber auch freundliche Atmosphäre herrschen__. Film ist oft harte Arbeit - die komplexen Vorgänge die unter Zeitdruck verwirklicht werden müssen erfordern eine gute Zusammenarbeit! * Die Arbeit darf aber natürlich auch Spaß machen...:-D. Das ist am meisten der Fall, wenn alle gut gelaunt im Pensum bleiben... * Dann ist sogar oft mehr als nur die Pflicht möglich, sondern die Kür: Am meisten lohnt es sich, wenn „NICE TO HAVE“-Einstellungen umgesetzt werden können. Dafür lohnt es sich sportlich und diszipliniert zu arbeiten, da diese Einstellungen nicht selten die schönsten sind. * Es ist also das Ziel sich ein realistisches Vorhaben zu planen und noch zeitliche Luft für Verzögerungen und Improvisationen einzukalkulieren! Gerade wenn das Team „warm gelaufen ist“ können kreative Energien zusammen kommen und bessere Einfälle bewirken. Das ist das was an Teamwork sehr schön sein kann: Dann ergibt die Summe vielleicht mehr als die Einzelteile... * **Kommunikation ist Alles**, und das gilt besonders beim Film: Unbedingt versuchen sorgfältig und eindeutig zu kommunizieren. Hat mein Gegenüber alles richtig verstanden? Ist jeder erreicht worden?... * __Walkie-Kommunikation disziplinieren__ und planen, damit kein Chaos, sondern sinnvolles paralleles Kommunizieren möglich ist, ohne die wichtigsten Arbeiten am Set zu stören: Im Wechsel Technischer Einbau + Inszenierung/Aufnahmen mit Schauspielern. * In der Regel wird die Funk-Kommunikation folgendermassen eröffnet: "Angerufene Person X für rufende Person Y". Darauf wird vom angerufenen bestätigt: "Angerufene Person X hört" (z.B. "Sabrina für Tobi" - "Tobi hört"). Erst dann wird die eigentliche Meldung abgesetzt. Walkies gibt es über den Pool und sind frühzeitig extra zu reservieren! Zusätzlich gibt es bei uns für nah beieinander arbeitende Teams (z.B. Kamera) Headsets. * Übliche Funk-Kanäle am Set sind: * Set-AL - Regie-Assistenz - Blockerteam - evtl. Maske... * OB + Beleuchterteam * DIT + Kamera-Assistenz (Belichtung, Focus-Asst.) ===== Zeitdispo ===== Insgesamt ist man gut beraten **pro Einstellung durchschnittlich eine volle Stunde zu rechnen**. Das ist als Mittelwert realistisch, wenn alle Arbeitsschritte gezählt werden (Totale dauern länger, Ransprünge in der Achse sind meist schneller umsetzbar).\\ Zählt man alle Arbeiten für jede Einstellung mit Umzügen, Vorbauten, und alltäglichen Schwierigkeiten (Tonstörungen, Wetter, technische Probleme, zeitliche Fehlkakulationen,...) zusammen sind **ca. 7 Einstellungen pro Drehtag** als realistische Planung eine sinnvolle Richtlinie! Hier ist insgesamt eiserne Disziplin gefordert, damit das Team effizient im Terminplan arbeiten kann. ===== Drehplan ===== Regel für Studioproduktionen: **Max. 5 Drehtage (DT) in einem Zeitfenster von 14 Tagen.** * Normal nach deutscher Arbeitsrechtslage: **Nach 5 Arbeitstagen (AT) 2 zusammenhängende freie Tage.** * Ausnahmen: * Nach 5 AT kann auch nur ein Tag arbeitsfrei sein (z.B. Witterung, Schauspielertermine). Dann muss die Freizeit nachgeholt werden. * Es können als Ausnahme auch 6 Tage am Stück gearbeitet werden, dann müssen die freien Tage nachgeholt werden. * 7 AT in Reihe sind illegal (Versicherungsschutz erlischt!). * **Sonn- und Feiertage** sind arbeitsfrei zu halten. Ausnahmen in triftigen, begründeten Fällen sind genehmigungspflichtig (Zwingende Gründe: Z.B. Motive, Wetter). * Als **Arbeitszeiten** gelten alle Arbeiten, die sicherheitsrelevant sind. Z.B. alle Arbeiten, die jedwede Gefährdungen bergen ((Z.B. Laden von Equipment, Transport und Aufbau von Geräten, Auto/Transporter fahren, Reisezeiten mit Equipment...Dreharbeiten.)). * Arbeitszeiten: **max. 10 Stunden Arbeitszeit gesamt pro Tag** (inkl. Laden, Anfahrten, Einbau/Vorbereitung, Rückbau/-fahrt) Versicherungsschutz erlischt andernfalls! * Ausnahmen für Überstunden sind zwar begründet möglich, müssen aber __vorher__ genehmigt werden und gut begründet sein (Versicherungsschutz erlischt andernfalls!). * „Turnaroundzeiten“ beachten: **"11 Stunden im Hotel"**, also 10h-Arbeitszeit + Dienstweg-Zeiten beachten! Achtung: Versicherungsrelevant! ((besonders wichtig bei Schichtwechseln von Nacht auf Tag. Liegt ein freier Tag zwischen Nacht- und Tagdreh gibt es keine Konflikte mit der Ruhezeit)). * Pausen haben gemäß dem [[ https://www.gesetze-im-internet.de/arbzg/BJNR117100994.html |Arbeitszeitgesetz §4]] zu erfolgen. Das bedeutet: Bei einer Arbeitszeit von 6 bis 9 Stunden müssen mindestens 30 Minuten Pause eingeplant werden, ab 9 Stunden Arbeitszeit müssen 45 Minuten Pause gemacht werden. Diese Pausen dürfen in 15 Minuten Pausen aufgeteilt werden. Nach spätestens 6 Stunden Arbeitszeit muss eine Pause folgen. ===== Tages-Dispo ===== * Enthält den Drehplan mit Drehreihenfolge im groben. * Enthält alle organisatorischen Infos. * Wird in der Preproduction erarbeitet ((von Aufnahmeleitung (AL), Set-AL, Regie (& -assistenz), DoP & z.B. Oberbeleuchter, Szenenbild)). * Wird in der Drehphase täglich überarbeitet ((z.B wegen Wetter, Umstellungen, Problemen)). Dazu sollten bereits kontinuierlich über den Drehtag nebenbei Infos gesammelt werden. Set-AL spricht mit DoP/OB, Ton, Ausstattung, etc. schon in der Mittagspause über die aktuelle Situation und Timings und gibt die Infos weiter an die AL die parallel zum Dreh die Tages-Dispos bis Dienstschluss des aktuellen Drehtag erstellt und aushändigt. * Muss **spätestens bei Drehschluss jedem Team-Mitglied schriftlich ausgehändigt (oder zugestellt) werden**. * Am Ende der Dreharbeiten wird aufgeräumt und rückgebaut, sowie das Mustersichten (möglichst täglich!) vorbereitet. In dieser Zeit sollte der Set-AL die „Heads“ ((Regie, DoP, Austattung, Ton, Oberbeleuchter, Regie-Assistenz, Skript)) zusammen ziehen und die geplanten Einstellungen des folgenden Tages (laut Dispo) nochmals mit ihnen im Detail (möglichst am Motiv und konkret!) durchzugehen. Hier geht es darum, dass alle Änderungen berücksichtigt werden und Zeiteinschätzungen aller Arbeitsschritte gemeinsam überprüft und synchronisiert werden, damit es einen realistischen Plan für den nächsten Tag und keine Missverständnisse durch Kommunikation gibt. Die Heads sorgen ihrerseits dafür, dass das Team gebrieft wird. Nochmal: * Ruhezeiten einhalten: „11 Stunden im Hotel“, also 10h-Arbeitszeit + Dienstweg-Zeiten beachten, Achtung: Versicherungsrelevant!(besonders wichtig bei Schichtwechseln). * **Arbeitszeiten und Pausen** einhalten. Nach [[ https://www.gesetze-im-internet.de/arbzg/BJNR117100994.html |Arbeitszeitgesetz §3]] sind 8 Stunden **Arbeitszeit** erlaubt. Diese können auf 10 Stunden verlängert werden wenn innerhalb von 6 Kalendermonaten oder 24 Wochen die durchschnittliche tägliche Arbeitszeit 8 Stunden nicht übersteigt. **Pausen** haben gemäß dem [[ https://www.gesetze-im-internet.de/arbzg/BJNR117100994.html |Arbeitszeitgesetz §4]] zu erfolgen. Das bedeutet: Bei einer Arbeitszeit von 6 bis 9 Stunden müssen mindestens 30 Minuten Pause eingeplant werden, ab 9 Stunden Arbeitszeit müssen 45 Minuten Pause gemacht werden. Diese Pausen dürfen in 15 Minuten Pausen aufgeteilt werden. Nach spätestens 6 Stunden Arbeitszeit muss eine Pause folgen. Darüber hinaus kann es tarifvertragliche Änderungen der Paragraphen 3 und 4 des Arbeitszeitgesetzes geben die eine Arbeitszeit über 10 Stunden möglich machen und andere Pausenregelungen beinhalten((z.B. der {{ :dreh:setworkflow:tv-ffs_2018-endfassung-redaktionsfassung_200627.pdf |Tarifvertrag für auf Produktionsdauer beschäftigte Film- und Fernsehschaffende}})). **Dies gilt jedoch nicht für studentische Dreharbeiten der Hochschule der Medien. Hier sind die Paragraphen 3 und 4 des Arbeitszeitgesetzes die verbindlichen Richtlinien nach der gearbeitet werden darf.** Fahrzeiten gehören auch zur Arbeitszeit, wenn beispielsweise Fahrzeuge bewegt werden (nicht wenn man nur Mitfahrer ist). Es empfiehlt sich sehr an den ersten beiden Drehtagen nur das halbe oder 2/3 Pensum eines Tages zu planen, da erfahrungsgemäß zu Beginn jeder Produktion noch sehr viele der komplexen Vorgänge im Team und der Kommunikation „gefunden“ werden müssen, beziehungsweise zeitliche Einschätzungen erst durch Erfahrung präziser werden. Es ist psychologisch geschickter im positiven Fall lieber noch etwas zusätzlich drehen zu können, als geplante wichtige Einstellungen nicht zu schaffen. ===== Drehreihenfolge/Shotlist ===== * Im Tageslauf Infos für nächsten Tag sammeln ((Regie, Schauspieler, Transporte, Kamera, Szenenbild, Orga,...)) * **Nach Drehschluss kurzes Meeting mit allen Abteilungen machen** ((Regie, Kamera, Oberbeleuchter, Szenenbild, Aufnahmeleitung, Regieassistenz, Ton)): Besprechung für den nächsten Tag mit realistischer (möglichst verbindlicher) Einschätzung aller Zeiten (Pensum, Umsetzung) * Vorbauten * Stellproben/Blocking * Einrichten/Einbau (der einzelnen Einstellungen) * Drehzeiten (pro Einstellung) * Umzüge (an neue Motive) * Umbauten (neue Richtung, Lichtumbauten) * [[dreh:setworkflow:setworkflow#Tages-Dispo| Pausen (siehe "Tages-Dispo" Abschnitt Arbeitszeiten und Pausen einhalten) ]] * Vorlaufzeiten definieren und beachten, Puffer einplanen (z.B. Motive...) * Vorgaben Tageslicht ((z.B. Dämmerungs-Einstellungen mit ausreichend zeitlicher Sicherheit planen: mindestens 15 Min. bevor das Licht richtig ist auf drehfertig planen! Meistens schafft man es trotzdem nur knapp pünktlich fertig zu werden)) * möglichst immer richtungsweise und **von Totalen zu engeren Einstellungen arbeiten (Continuity und Effizienz)** * Plan der Drehreihenfolge möglichst früh ans Team kommunizieren, damit sich jeder auf die zukünftigen Einstellungen entsprechend vorbereiten kann ((Effizient: Organisatorisch mehrere Einstellungen im voraus denken und gedanklich vorbereiten!)) * Achtung Umzüge: Werden meist zeitlich unterschätzt – unbedingt mit Teammitgliedern im Vorhinein genau erörtern um auf realistische Planung zu kommen ((bei weiter auseinander liegenden Motiven den Umzug mit einer Fahrdispo planen (Wer fährt wo mit?))) * Plan möglichst einhalten, da liegengelassene Einstellungen meist bedeuten, dass man rückwirkend das Pensum (Auflösung) kürzen muss, was Schwierigkeiten z.B. bei Continuity auslösen kann! * **Es wird dringend empfohlen** das Pensum eines Drehtages in **Pflichteinstellungen**, die man braucht um die Geschichte erzählen zu können, und **„Nice-to-have“-Einstellungen** zu klassifizieren, auf die zur Not auch verzichtet werden kann, falls man sein Tagespensum nicht schafft. Hier sollte das gesamte Führungsteam am selben Strang ziehen und genau kommunizieren wie die Klassifizierung für den jeweiligen Drehtag lautet, damit am laufenden Drehtag die richtigen Entscheidungen getroffen werden können und zum Beispiel offensichtlich wird, wann man sich zu lange an Details aufhält und dadurch das Gesamte Schaden erleiden würde. * **Vorarbeit bei Auflösungssitzungen (Übergabe der Kreativauflösung)**: Regie, Kamera, Set-AL, Szenenbild(Ausstattung), Regie-Assistenz + Weitere: Operator, Skript/Continuity. Auch hier werden bereits Drehreihenfolgen auf Effizienz hin überprüft und diskutiert... **Viel Erfolg beim Dreh!**